Jerusalem/Beirut - Der Ex-Finanzchef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Jawad Ghossein, der wegen Veruntreuung und Unterschlagung angeklagt ist, beschuldigt Präsident Yasser Arafat der Korruption. Ghossein, der sich kürzlich nach London, er sei dahintergekommen, dass Arafat Hilfsgelder von Geberländern auf sein eigenes Konto transferiert habe. Er habe vergeblich für mehr Transparenz plädiert und nach seinem Rücktritt 1996 die Geberländer über die Unregelmäßigkeiten unterrichtet. Nach Angaben der israelischen Zeitung soll Ghossein insgesamt eine halbe Milliarde US-Dollar auf geheimen Bankkonten des palästinensischen Präsidenten deponiert haben. Der israelische Vize-Außenminister Michael Melchior räumte unterdessen ein, dass Israel Ghossein dabei geholfen habe, sich nach London abzusetzen. Dies sei auf Wunsch humanitärer Organisationen wie amnesty international (ai) und religiöser Gruppierungen und unter Beteiligung Jordaniens und Großbritanniens geschehen. Der über 70 Jahre alte Ghossein sei sehr krank und habe medizinische Hilfe in London benötigt. Ghossein bestritt seinerseits Angaben palästinensischer Sicherheitsleute, wonach er nach London geflohen sei. Er habe Arafat und die palästinensische Führung vorher telefonisch über seine Reise informiert, sagte er der saudiarabischen Zeitung "Ashark al Awsat". Der frühere Leiter des Palästinensischen Nationalfonds wurde im April 2001 in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) festgenommen und an die palästinensische Regierung ausgeliefert. Nach palästinensischen Angaben soll Ghossein Millionen von Dollar unterschlagen haben. (APA/AFP/Reuters)