Wirtschaft
MobilCom: Groteske um Schmid-Abfindung geht weiter
Aktionäre fordern außerordentliche Hauptversammlung - Unternehmensgründer pocht auf Pflichtangebot
Hamburg - Im Streit um ihre finanzielle Abfindung
wollen Kleinaktionäre der MobilCom AG die Einberufung einer
außerordentlichen Hauptversammlung durchsetzen. Der frühere
Vorstandschef des Büdelsdorfer Telekommunikationskonzerns, Gerhard
Schmid, kündigte unterdessen an, seine Forderung nach einem
Übernahmeangebot durch France Telecom gerichtlich prüfen zu lassen. Die in Hamburg vor kurzem gegründete Schutzgemeinschaft der
MobilCom-Aktionäre forderte Vorstand und Aufsichtsrat von MobilCom am
Montag auf, auf einer Hauptversammlung Auskunft über die Zukunft
ihres Unternehmens zu geben. Unklar war zunächst, ob die
Aktionärsvereinigung über die dafür erforderlichen fünf Prozent des
Grundkapitals verfügen.
Die Kleinaktionäre streben ebenso wie der im Juni auf Betreiben
der mit 28,5 Prozent an MobilCom beteiligten France Telecom als
Vorstandschef abberufene Schmid ein Übernahmeangebot des
französischen Konzerns an. Schmid selbst, der zusammen mit seiner
Frau knapp 50 Prozent an MobilCom hält, ist nach Auskunft eines
Sprechers nicht Mitglied der Aktionärsgemeinschaft.
"Der vom Großaktionär France Telecom gesteuerte Vorstand und
Aufsichtsrat ist den Kleinaktionären zur Beantwortung kritischer
Fragen verpflichtet", erklärte der Geschäftsführer der
Schutzgemeinschaft der MobilCom-Aktionäre, Wasilios Katsioulis.
France Telecom solle auf der außerordentlichen Hauptversammlung
Auskunft darüber geben, wie sich der Konzern im Konflikt um ein
Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre zu verhalten gedenke.
Außerdem wollen die Kleinaktionäre erfahren, ob der finanzielle
Fortbestand von MobilCom gesichert und wie hoch der aktuelle
Schuldenstand der Firma ist.
Die Zukunft von MobilCom ist nach einer Fristverlängerung für die
Umschuldung seiner Milliarden-Schulden um zwei Monate weiterhin
offen. Branchenexperten schließen auf Grund mehrerer offener Fragen
auch einen Konkurs nicht aus.
France Telecom war mit Schmid über die Höhe der für den Aufbau des
UMTS-Mobilfunks in Deutschland nötigen Milliarden-Investitionen in
Streit geraten. Nach dem wochenlang öffentlich ausgetragenen Konflikt
hatte der Aufsichtsrat den Firmengründer als Vorstandschef abgesetzt.
Seitdem versucht MobilCom, die Kosten in Griff zu bekommen.
Schmid kündigte an, France Telecom gerichtlich zur Übernahme
seiner Anteile zwingen zu wollen. Zusammen mit seiner Ehefrau hält
Schmid 49,5 Prozent an dem Büdelsdorfer Unternehmen. Er erwarte, dass
die Wertpapieraufsicht auch im Widerspruchsverfahren bei ihrer
Ablehnung bleibe und werde einen erneuten Bescheid der Behörde in
diesem Fall sofort einem Gericht vorlegen, ließ Schmid in Frankfurt
mitteilen.
Schmid hat eigenen Angaben zufolge Widerspruch gegen einen Ende
Juli ergangenen Bescheid der Bundesanstalt für Wertpapieraufsicht
(BAFin) eingelegt, wonach France Telecom nicht zu einem
Übernahmeangebot für die MobilCom-Aktionäre verpflichtet ist. Ein
Rechtsstreit könnte nach Ansicht von Rechtsexperten mehrere Jahre
dauern, da das seit Jahresanfang geltende Übernahmegesetz dann zum
ersten Mal von einem Gericht überprüft würde.
Die MobilCom-Aktie reagierte mit Kursabschlägen. Das am Neuen
Markt gelistete Papier notierte am Nachmittag mit 4,84 Euro und lag
damit mehr als drei Prozent im Minus. (APA/Reuters)