Wien - Wo Deutsch Wagram liegt, weiß der Innsbrucker nicht. Doch dort will er hin. von dort, dem Vorort von Wien, startet der Bus in eines der Hochwassergebiete in Niederösterreich. Die Bilder von den Wasserfluten haben ihn so betroffen, dass er nicht nur mit Geld den Opfern helfen möchte.Er will arbeiten. Schlamm wegschaufeln, Putz von den Wänden schlagen, damit das Mauerwerk austrocknen kann. Oder verdreckte, pitschnasse Polstergarnituren und defekte Elektrogeräte zum Sperrmüll schleppen. Deshalb hat er bei Roland Sperk im niederösterreichischen Gänserndorf angerufen. Seit Mittwoch organisiert dieser die "Aktion Bezirk Gänserndorf hilft". Auch Sperk hatte die "schrecklichen Bilder gesehen und konnte nicht untätig bleiben". Der OMV-Mitarbeiter nahm sich Urlaub, fragte zwei Freunde, ob sie mit ihm ins Katastrophengebiet fahren. Diese wiederum wussten weitere Helfer im Ort und diese wieder welche. Daraufhin machten sich die Freunde auf die Suche nach Busunternehmen, die die Freiwilligen ins Waldviertel und in die Wachau bringen. 1700 Private sind seit Mittwoch in die Krisengebiete gefahren worden: Die Gänsern- dorfer Hochwasserhilfsaktion ist zur größten privaten in Österreich geworden. Sie soll noch bis Mittwoch laufen. In einem Büro der Arbeiterkammer Gänserndorf wurde inzwischen eine Zentrale eingerichtet. Drei Hotline-Nummern sind von 7 bis 18 Uhr besetzt. Um 6 Uhr früh verlassen die Busse Wien und Umgebung. Sie fahren dorthin, wo Freiwillige benötigt werden. Wo das ist, "erfahren wir direkt von den Gemeinden", berichtet der Organisator. Zu tun gibt's genug Eine 73-jährige Dame steigt ein. Sie wird Geschirr waschen. Auch 13- und 14-jährige Schüler rufen an, fragen, ob sie "mitfahren dürfen": Geld können sie nicht spenden, aber arbeiten wollen sie. "Zu tun gibt es für jeden etwas", versichert Sperk - zum Beispiel auf Kinder aufpassen. Abends um 18 Uhr fahren die Busse wieder zurück nach Wien. Auch Sperk will endlich einmal mitfahren. Dienstag oder Mittwoch will er ausrücken. Für diese Tage werden nämlich noch Freiwillige benötigt. (ker/DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2002)