Trotz höherer sozialer Kompetenz und größerer Geschicklichkeit haben Frauen schlechtere Karrierechancen als Männer. Dieser oft geäußerte Vorwurf ist nun wissenschaftlich bestätigt. Einer medizinischen Studie der Universität München zufolge hat die berufliche Benachteiligung von Frauen außerdem negative gesundheitliche Auswirkungen. Die Arbeits- und Umweltmediziner aus München fanden bei ihrer Untersuchung heraus, dass die Handgeschicklichkeit bei Frauen etwa zehn Prozent und die Fingerfertigkeit sechs Prozent höher liegt als bei Männern. Zudem ist die Rechts-links-Differenz geringer ausgeprägt. "Die Frau erledigt buchstäblich mit links, was der Mann mit rechts schafft", sagte Projektleiter Professor Dennis Nowak. Neben der größeren Geschicklichkeit haben Frauen auch eine höhere soziale Kompetenz als Männer. Physiologische Faktoren und äußere Einflüsse wie gesellschaftliche Rollenerwartungen hätten auch dazu geführt, dass es "Frauenberufe" und "Männerberufe" gebe. In mehreren Bereichen machten die Forscher spezifische gesundheitsrelevante Beeinträchtigungen von Frauen am Arbeitsplatz aus. Bemängelt werden unter anderem auch die Bedingungen in neuen Arbeitsformen, etwa in Callcentern, in denen zu 80 Prozent Frauen arbeiten. Weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen würden aus ihrer Mehrfachbelastung durch Beruf, Haushalt und Kinder resultierten. 60 bis 70 Prozent der weiblichen Berufstätigen seien Mütter. Obwohl sich der Unterschied zwischen den Geschlechtern hinsichtlich der beruflichen Qualifikation ausgleiche, habe dies keine Auswirkungen auf weibliche Karriereaussichten. Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten gehören der Studie zufolge für Frauen zu den wichtigsten sozialen Stressfaktoren. (APA) (DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.8.2002)