Asien & Pazifik
Neue Gespräche zwischen Japan und Nordkorea über Entführungen
Tokio wirft Pjöngjang Verschleppung von Japanern vor - Rotes Kreuz gab Auffindung von sechs Personen bekannt
Pjöngjang/Tokio - Japanische Regierungsbeamte
sind am Montag in Pjöngjang mit Vertretern der nordkoreanischen
Polizei zusammengetroffen, um über die Schicksale von jenen
japanischen Staatsbürgern zu sprechen, die laut Tokio in den letzten
Jahrzehnten nach Nordkorea entführt worden waren. Konkret geht es um
eine Liste von elf Japanern, die in den siebziger und achtziger
Jahren verschleppt worden sein sollen. Nach Tokios Darstellung sollen
sie sowohl Spione ausgebildet haben oder selbst Spione geworden sein. Die Gespräche in Pjöngjang gelten als erster Schritt zur
Wiederaufnahme der Versöhnungsverhandlungen der Jahres 2000, die
damals nach wenigen Monaten gescheitert waren. Nordkorea hatte eine
offizielle Entschuldigung Japans für seine Kolonialherrschaft in
Korea in den Jahren 1910 bis 1945 und finanzielle Kompensation
gefordert, Japan hingegen genaue Informationen über das Schicksal der
entführten japanischen Staatsbürger.
Nordkorea bestreitet zwar die "Entführungen", doch versprach es
bei den Verhandlungen im Jahre 2000, Erkundungen über das Schicksal
der vermissten Japaner anzustellen. Als die japanische Küstenwache
jedoch im Dezember 2001 ein angebliches nordkoreanisches
Spionageschiff versenkte, erklärte Pjöngjang den sofortigen Abbruch
der Nachforschungen.
Das nordkoreanische Rote Kreuz hat nun angekündigt, sechs nach
Nordkorea entführte Japaner ausfindig gemacht zu haben, von denen
mindestens noch einer am Leben sein soll. Dies berichtet die
japanische Presseagentur Jiji. Das Rote Kreuz hat allerdings
bestätigt, dass keine dieser Personen mit jenen elf auf Tokios Liste
identisch sei.
In Japan leben heute 700.000 Koreaner - meist Nachkommen von
ehemaligen Zwangsarbeitern, die sich zum Großteil Pjöngjang verbunden
fühlen. Die Zahl der in Nordkorea lebenden Japaner ist nicht genau
bekannt. Zu ihnen gehören geschätzte 1800 Japanerinnen, die zwischen
1959 und den frühen achtziger Jahren mit ihren koreanischen
Ehemännern in den nordkoreanischen Staat gezogen waren. Trotz ihrer
japanischen Staatsbürgerschaft wurde ihnen verboten, ihre Heimat zu
besuchen, was ebenfalls zu Konflikten zwischen Nordkorea und Japan
geführt hat.(APA/Reuters)