Deutsche Telekom-Chef Sihler muss Strategie erläutern
Analysten erwarten im ersten Halbjahr Zuwachs bei Umsatz und operativem Ergebnis
Redaktion
,
Bei der Veröffentlichung der
Quartalszahlen der
Deutschen
Telekom
am Mittwoch wird Übergangschef
Helmut Sihler nach Einschätzung von Analysten mehr Aufmerksamkeit
zukommen als den Kennziffern des Bonner Konzerns. "Wir würden gerne
mehr darüber wissen, in welcher Rolle er sich in den nächsten sechs
Monaten sieht", sagt Analyst Guy Peddy von der Deutschen Bank. Der
72-jährige Sihler hatte angekündigt, dass die Entscheidung über einen
neuen Vorstandschef bis Ende dieses Jahres fallen solle.
Deutliche Schuldensenkung
Der ehemalige Telekom-Aufsichtsratschef und Nachfolger des
zurückgetretenen Ron Sommer will die Schulden des Konzern deutlich
senken. Analysten sind allerdings skeptisch, ob Sihler ein
strategischer Wechsel gelingt wie etwa ein Verkauf der
US-Mobilfunktochter VoiceStream - Sommers umstrittenste Akquisition.
Nachfolger von Ron Sommer
Sommer war Mitte Juli als Vorstandschef zurückgetreten. Von
Analysten, Fondsmanagern, Kleinaktionären und Politikern war er für
den deutlichen Kurssturz der T-Aktie mitverantwortlich gemacht
worden. Besonders kritisiert wurde der enorme Schuldenberg der
Telekom in Höhe von rund 67 Mrd. Euro.
Analysten erwarten Zuwächse
Für das Halbjahresergebnis erwarten 18 von Reuters befragte
Analysten im Durchschnitt einen Zuwachs bei operativem Ergebnis und
Umsatz. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen
und Abschreibungen (Ebitda) dürfte den Erwartungen zufolge bei 7,817
(Vorjahreszeitraum: 7,239) Mrd. Euro liegen. Der Konzernumsatz
beträgt gemäß den durchschnittlichen Voraussagen 25,8 (22,468) Mrd.
Euro. Für das zweite Quartal rechnen Analysten beim bereinigten
Ebitda mit einem Zuwachs auf 3,994 (3,617) Mrd. Euro und beim Umsatz
mit einem Anstieg auf 13,031 (11,386) Mrd. Euro.
"Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen"
"Die Ergebnisse liegen im Rahmen der Erwartungen", hatte Sihler
jüngst mit Blick auf die anstehende Veröffentlichung in einem
Zeitungsinterview gesagt. Sie belegten, dass das Basisgeschäft der
Telekom ordentlich verlaufe. Die Telekom hatte bereits am 11. Juli
überraschend vorläufige Kennzahlen für das erste Halbjahr vorgelegt.
Demnach wurde der Abwärtstrend im Festnetzgeschäft im zweiten Quartal
dieses Jahres gestoppt. Die Mobilfunksparte T-Mobile verzeichnete
beim operativen Ergebnis das beste Halbjahresergebnis der
Unternehmensgeschichte.
"Kein signifikanter Wechsel der Strategie"
Analyst Frank Rothauge von Sal. Oppenheim sagte mit Blick auf die
von Sihler erwarteten Aussagen zur Telekom-Strategie: "Wir erwarten
keine signifikanten Wechsel in der Strategie der Telekom, weil Sihler
Sommers Strategie unterstützt hat." Gleichwohl hofften die Experten
auf mehr Details über Kostensenkungsmaßnahmen und die Pläne für
VoiceStream. Peddy von der Deutschen Bank hat sein Augenmerk vor
allem darauf gerichtet, ob die Telekom an ihrem ausgegebenen
Schuldenziel festhält. Der Konzern will seinen Schuldenstand bis Ende
2003 auf 50 Mrd. Euro von derzeit 67 Mrd. Euro reduzieren.
Nach früheren Angaben aus mit der Situation vertrauten Kreisen hat
die Telekom im zweiten Quartal durch die Dollar-Schwäche Einsparungen
in dreistelliger Millionen-Höhe erzielt. Durch die Kursschwäche des
Dollar seien die Zinsaufwendungen des Konzerns geringer ausgefallen.
Die Analysten von der WestLB Panmure halten eine Nettoverschuldung
von rund 66 Mrd. Euro zum Ende des Halbjahres für möglich.
Sihler ist für eine Übergangszeit von nur sechs Monaten an die
Spitze des Unternehmens berufen worden. Derzeit habe man noch keinen
Nachfolger für ihn gefunden, sagte der einstige Henkel-Chef am
Freitag in einem Zeitungsinterview. Der neue Vorsitzende müsse
allerdings kein Spezialist "für die gesamte Telekommunikation" sein.
Auch ein Manager aus dem Ausland sei denkbar, fügte er hinzu.(APA/Reuters)
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