10.000 Häuser sind in Österreich durch die Flut schwerstbeschädigt worden, in verschiedenen Regionen wurden Bahnlinien, Straßen, Trinkwasser, Brücken usw. nachhaltig geschädigt. So weit der Flutschadensbericht der Bundesregierung. Und was tut jetzt Not? Westenthaler weiß es: "Ein rot-weiß-roter Kraftakt zum Wiederaufbau Österreichs!" Geht's eine Nummer kleiner? Mit dem Begriff "Wiederaufbau" verbindet man in Österreich die Leistungen nach den ungeheuren Verheerungen des von den Nazis herbeigeführten Krieges. Im Kampf um die "Festung Wien" allein sind in ein paar Tagen im April 1945 noch ganze Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt worden (inklusive Stephansdom). Durch Bomben gingen in Wien 86.000 Wohnungen verloren. Ein Drittel aller Bahnlinien war zerstört, ebenso alle Donaubrücken. In Wiener Neustadt standen nur noch zwölf Prozent aller Häuser. Von den Opfern an Menschenleben ganz zu schweigen. Die Flutschäden sind nicht zu bagatellisieren. Aber dass sich jetzt Dutzendpolitiker pseudopatriotisch in die Fahne Rot-Weiß-Rot wickeln und die viel zu großen Schuhe von Leuten anziehen, die wirklich wieder aufbauen mussten, ist grotesk. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.8.2002)