Irak
Washington spielt Verärgerung über Berlins Haltung zum Irak herunter
US-Außenministerium distanziert sich von US-Botschafter Coats - Dieser bekräftigt in "FAZ" Kritik an Schröder
Washington/Frankfurt - Die US-Regierung hat sich am
Montag bemüht, die Differenzen mit Berlin über einen möglichen Krieg
gegen den Irak herunterzuspielen. Der stellvertretende Sprecher im
US-Außenministerium, Philip Reeker, bestätigte ein Treffen von
Botschafter Dan Coats mit Vertretern des Kanzleramts in der
vergangenen Woche. Dabei habe es sich um ein "Routinegespräch" im
Rahmen regelmäßiger Konsultationen gehandelt. Ob das Thema Irak zur
Sprache gekommen sei, wisse er nicht. Dagegen bestätigte ein
Vertreter des Außenministeriums, der nicht genannt werden wollte,
dass Coats wegen der ablehnenden Haltung der Bundesregierung zu einem
Krieg gegen den Irak im Kanzleramt vorstellig geworden sei. Er habe
auf eigene Initiative gehandelt: "Wir haben ihm nicht gesagt, 'tritt
den Deutschen wegen Irak in den Hintern'". Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ist die
Verärgerung Washingtons über die Haltung Deutschlands jedoch viel
größer, als beide Seiten jetzt glauben machen wollen. Botschafter
Coats bekräftigte gegenüber der Zeitung, er habe bei seinen
Gesprächen im Kanzleramt seine und die Haltung der USA deutlich
gemacht. Die Kritik richte sich vor allem gegen die Wortwahl von
Bundeskanzler Gerd Schröder (SPD) zur Beschreibung der amerikanischen
Position. Er selbst, aber auch die Regierung in Washington, seien
enttäuscht über den Wechsel Schröders in der Irak-Politik. Ziel
seines Treffens sei es weder gewesen, den Kurs der Bundesregierung
dargelegt zu bekommen, noch, über Optionen im Umgang mit Bagdad zu
sprechen, sagte Coats. Es sei ausschließlich darum gegangen, die
amerikanische Position darzulegen. Es ärgere Washington, dass der
Kanzler unterstelle, es bedenke die Folgen eines Angriffs nicht.(APA)