Wien - Eine Klarstellung zu den jüngsten Aussagen des St. Pöltner Diözesanbischofs Kurt Krenn nahm am Dienstag der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl vor. "Wir folgen der Linie des Konzils und des Papstes", betonte Krätzl, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für den Dialog mit den anderen Weltreligionen zuständig ist. Krenn hatte zuletzt in der "Oberösterreichischen Rundschau" gemeint, der Islam sei eine aggressive Religion. "Es hat gar keinen Sinn, wenn man einem Moslem da schöne Worte sagt. Ich glaube, wir müssen uns ganz hart auseinandersetzen mit ihm." "Zwei Türkenbelagerungen waren schon, die dritte haben wir jetzt" - nun gehe es "halt auf einem anderen Weg", so Krenn. Papst Johannes Paul II. gehe von den Feststellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils "über die nichtchristlichen Religionen" aus, sagte Krätzl im Gespräch mit "Kathpress". Dort heiße es: "Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den Schöpfer des Himmels und der Erde". Im Hinblick auf die Last der Geschichte habe das Konzil dazu aufgerufen, "das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen". Genau in diesem Sinn habe sich Papst Johannes Paul II. auch bei seinem ersten Besuch in Österreich 1983 geäußert, der mit dem 300-Jahr-Gedenken der Befreiung Wiens bei der Zweiten Türkenbelagerung zusammenfiel. "Die Geschichte gebietet, einseitige Verurteilung und Verherrlichung zu vermeiden", sagte der Papst damals bei der Europavesper auf dem Heldenplatz. Wichtiger als das gegenseitige Aufrechnen historischer Schuld sei es, dass die monotheistischen Religionen in einer weltweit säkularisierten Gesellschaft gemeinsam für den "einen Gott, der der Vater aller ist" Zeugnis ablegen, sagte Krätzl. Er sei froh, dass sich das Verhältnis der christlichen Kirchen und der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt habe, so Krätzl. Dazu habe nicht zuletzt der Abbau von Vorurteilen auf beiden Seiten durch die Aufnahme von Flüchtlingen muslimischen Glaubens aus Bosnien in vielen Pfarrgemeinden beigetragen. Auch die Bemühungen des Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh, hätten mitgeholfen, das gegenseitige Verständnis zu verbessern. "Wir fordern mit Recht Religionsfreiheit und Respekt für die Christen in islamisch geprägten Ländern und bedauern, dass dies noch nicht überall gewährleistet ist. Gleichzeitig müssen wir aber auch in christlich geprägten Ländern den Muslimen Freiheit und Respekt geben. Im Geiste Jesu Christi sollten wir gegebenenfalls sogar zu Vorleistungen bereit sein", betonte der Wiener Weihbischof. (APA)