Wirtschaft
Baubranche: Konjunkturimpulse von Hochwasser-Schäden
Tiefbau vor Auftragsschub - Reparaturarbeiten schwer abschätzbar
Wien - Ein Drittel der österreichischen Bauwirtschaft leidet
nach wie vor unter Auftragsmangel. Nach einer leichten Erholung der
Konjunktur im Frühsommer habe sich die Bauproduktion im Sommer bisher
eher verhalten entwickelt. Weiterhin "pessimistisch" sieht die
Mehrheit der heimischen Bauunternehmer den weiteren Jahresverlauf
2002, wie die monatliche Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts
(Wifo) ergab. Mit Impulsen rechne die Bauwirtschaft jedoch durch die
anstehenden Reparaturarbeiten für Schäden in Folge der
Hochwasser-Katastrophe in Österreich. Obwohl für die Bauwirtschaft das Ausmaß möglicher
Reparationsleistungen derzeit nur schwer abschätzbar sei, erwarte die
Branche einen "beträchtlichen Schub an Aufträgen" in den
Hochwassergebieten. Besonders der Sektor Tiefbau werde davon
profitieren, weil gerade die Instandsetzung der Infrastruktur (wie
Straßen, Brücken und Schienen) besonders vorrangig sei. Freilich gebe
es auch im Hochbau-Bereich in den überschwemmten Regionen einiges zu
tun. Viele Reparaturen würden jedoch von den Betroffenen selbst oder
deren Bekannten durchgeführt werden, meint das Wifo.
Zuwächse durch "Tiefbau-Aufträge"
Auch wenn das Hochwasser nur die Bundesländer Niederösterreich,
Oberösterreich und Salzburg betroffen hat, sollte sich der
Konjunkturimpuls auf ganz Österreich auswirken, da das erwartete
Schadensausmaß "beträchtlich" sei. Außerdem erhoffe sich die
Bauwirtschaft weitere Zuwächse durch Tiefbau-Aufträge der
österreichischen Autobahngesellschaft Asfinag, die bereits die
Vergabe von mehreren Großaufträgen in den kommenden Monaten zugesagt
habe, so das Wifo.
"Längerfristige Prognosen sind derzeit für die Bauwirtschaft aber
nur schwer möglich und mit Vorsicht zu genießen", sagt
Wifo-Budgetexperte Ewald Walterskirchen. Der Wohnbau-Sektor leide
nach wie vor und beeinträchtige den gesamten Hochbausektor. Etwas
besser sehe es im Bereich Tiefbau aus. Das Durchschreiten der
Talsohle, also eine leichte Erholung, sei dort bereits erkennbar.
Rationalisierungsgründe
Laut der Wifo-Monatsumfrage hat die österreichische Bauwirtschaft
nach vorläufigen Schätzungen für das Gesamtjahr 2002 geplant, rund
644 Mill. Euro in neue Anlagen zu investieren. Das sind 8 Prozent
weniger als im Jahr davor. Investitionen seien vorwiegend aus
Rationalisierungsgründen und für Ersatzbeschaffungen vorgesehen.
Kapazitätserweiterungen seien nur im Tiefbau in geringem Maß geplant.
Besonders zurückhaltend investierten kleine und mittlere
Bauunternehmen, so das Wifo.
Börsenotierte deutsche Baufirmen haben seit Beginn der
dramatischen Hochwasser-Katastrophen deutliche Kursgewinne
verzeichnet. So legten die Aktien des zweitgrößten deutschen
Baukonzerns Bilfinger Berger an der Frankfurter Börse zuletzt von
rund 18 auf 22 Euro zu. Auch die Aktie des Verkehrstechnik-Konzerns
Vossloh notierte nach Bekanntwerden der Hochwasserschäden bedeutend
höher bei 26 Euro. In Österreich verteuerten sich die Stammaktien des Wiener
Baukonzerns Porr bisher nur leicht, einzig die Aktie des
Ziegelherstellers Wienerberger kletterte in wenigen Tagen von rund
14,5 auf zuletzt 16,45 Euro nach oben. (APA)