Ramallah - Die palästinensische Führung hat die "Tötung" eines Bruders des Chefs der radikalen "Volksfront für die Befreiung Palästinas" (PFLP), Ahmed Saadat, durch die israelische Armee am Mittwoch scharf verurteilt. Die Aktion enthülle "das wahre Gesicht der israelischen Regierung", die keine wirkliche Lösung (des Nahost-Konfliktes) anstrebe, "sondern alle Friedensbemühungen sabotiert", erklärte Nabil Abu Rudeina, Sonderberater von Präsident Yasser Arafat, in Ramallah. Soldaten einer israelischen Eliteeinheit hatten am Dienstagabend den 23-jährigen Mohammed Saadat erschossen, als er sich nach ihrer Schilderung mit Waffengewalt seiner Festnahme zu widersetzen versuchte. Bei dem Zwischenfall wurden auch zwei israelische Soldaten verletzt. Ahmed Saadat ist Nachfolger des PFLP-Führers Abu Ali Mustafa (eigentlich Mustafa Sibri), der im August des Vorjahres durch einen gezielten israelischen Raketenangriff "liquidiert" worden war. Gegründet wurde die PFLP 1967 von dem christlichen Kinderarzt Georges Habash. Ideologisch richtet sie sich am Marxismus-Leninismus aus und verfolgt eine weitaus rücksichtslosere Strategie als die Fatah von Präsident Arafat. Habash brachte die PFLP 1993 in offenen Gegensatz zu Arafat, der auf eine Verhandlungslösung mit den Israelis setzte. Einzig "revolutionäre Gewalt" und ein ständiger Blutzoll könnten den "Fremdkörper" Israel zum Zurückweichen zwingen, befand der PFLP-Kongress in Damaskus. Ungeachtet neuer Kontakte zu Arafat blieb auch Mustafa bei dieser Linie, nachdem ihm Habash im Juli 2000 sein Amt übergeben hatte. Die PFLP kündigte inzwischen blutige Vergeltung für die Tötung an. Kurz vor der umstrittenen Aktion hatte der neue Sicherheitschef der Palästinenser im Westjordanland, Suher Manasra, gewarnt, auch nur eine einzige "gezielte Tötung" eines Palästinensers durch Israel könne ein am Sonntag zwischen Israelis und Palästinensern geschlossenes Abkommen gefährden, das durch den israelischen Teiltruppenrückzug aus Bethlehem und Teilen des Gaza-Streifens zu einer Entspannung im blutigen Nahostkonflikt führen soll. Das Vertrauen der Palästinenser werde durch eine neue "Hinrichtung" erschüttert werden, hatte Manasra bereits vor der israelischen Aktion gesagt.(APA/dpa)