Flucht und Politik
Irak: Geiselnahme in Berliner Botschaft ist "Terrorismus"
"Aktion ist das Werk von bewaffneten Söldnern der amerikanischen und zionistischen Geheimdienste"
Bagdad/Dubai/Berlin - Die irakische Regierung hat die
Geiselnahme in ihrer Botschaft in Berlin am Dienstag als
"Terrorismus" bezeichnet. Die Aktion sei das Werk von "bewaffneten
Söldnern der amerikanischen und zionistischen Geheimdienste", teilte
das irakische Außenministerium in einer Erklärung in Bagdad mit. Bei
der Aktion sei ein Diplomat verletzt und der Rest des Personals als
Geiseln genommen worden. Das Ministerium stehe in Verbindung mit den
deutschen Behörden, um eine Freilassung der Geiseln zu erreichen,
hieß es in der Erklärung weiter. Die Geiselnehmer wollen laut einem arabischen Fernsehbericht ihre
Heimat befreien. Die Gruppe sei "entschlossen", die Befreiung des
Irak "von innerhalb und außerhalb" zu betreiben, sagte einer der
Geiselnehmer in einem Live-Interview mit dem katarischen
Satellitensender "Al Jazeera". "Ihr alle werdet bald Neuigkeiten
hören", sagte der Mann weiter. Er lehne die Begriffe "Besetzung" und
"Angriff" für die Aktion ab. "Das Ziel der Operation ist die
Befreiung des Irak, das ist alles." Den Angaben des Geiselnehmers
zufolge begannen die Verhandlungen mit der Berliner Polizei über eine
Freilassung der Geiseln.
Zu den Geiselnehmern in der irakischen Botschaft in Berlin gehören
nach Angaben der Besetzer 20 Personen. In einem Telefonat mit dem
Deutschen-Welle-Fernsehen sagten die Besetzer am Dienstagnachmittag,
sie würden mit den Botschaftsangehörigen diskutieren. Die Polizei
vermutete dagegen, dass vier Menschen an der Besetzung beteiligt
sind.
Die Geiselnehmer sind zumindest mit Reizgas bewaffnet. Sie hatten
am Nachmittag die irakische Botschaft in Berlin-Zehlendorf gestürmt
und mehrere Menschen in ihre Gewalt gebracht. Forderungen erhoben sie
zunächst nicht. (APA/AP)