Den Haag - Der neue Chef der Partei des verstorbenen niederländischen Rechtspopulisten Pim Fortuyn, Harry Wijnschenk, will Ruhe in die derzeit zerstrittene Partei bringen. Wijnschenk erklärte nach seiner Wahl zum Parteichef, zugleich wolle er aber auch wieder das Engagement vermitteln, das den am 6. Mai erschossenen Parteigründer Fortuyn ausgezeichnet habe. "Wir sind positiv kritisch", umschrieb er die politische Haltung der in den Niederlanden mitregierenden LPF. Fortuyn war mit seiner deutlichen Kritik vor allem an allzu liberaler Ausländerpolitik und Versäumnissen im Kampf gegen Kriminalität populär geworden.Wahl nach stundenlangen Debatten Die LPF-Parlamentsfraktion wählte nach stundenlangen Debatten hinter verschlossenen Türen am Dienstagabend in Amsterdam den 38 Jahre alten Harry Wijnschenk zum neuen Fraktionschef. Vom 1. September an soll er die Nachfolge des nach nur drei Monaten zurückgetretenen Mat Herben übernehmen. Der neue Fraktionsführer war zuletzt Verleger von Motorrad-Zeitschriften. Mit der Entscheidung der 26 Mitglieder zählenden Fraktion wird Wijnschenk zugleich Spitzenrepräsentant der Partei, die bei der Parlamentswahl am 15. Mai überraschend zweitstärkste Fraktion in der 150 Mitglieder zählenden Volksvertretung wurde. Mit Christdemokraten (CDA) und Liberalen (VVD) bildet sie die neue Regierung. Bisheriger Parteichef nach Kritik zurückgetreten Wegen seiner angeblich zu nachgiebigen Haltung bei den Koalitionsverhandlungen war der bisherige Fraktionschef Herben in der Partei heftig kritisiert worden. Nach der Wahl seines Nachfolgers zeigte sich Herben am Mittwoch erleichtert. "Es war alles zu viel, ich bin froh, dass mir die Last genommen wird", sagte er. Die Unruhe der letzten Zeit in der LPF hat nach Wähler-Umfragen zu einer Abkehr von dieser Partei geführt. Wenn das Parlament jetzt neu gewählt werden müsste, könne die Partei nur noch mit acht ihrer 26 Sitze rechnen, berichtete der Rundfunk. Von den ursprünglichen LPF-Wählern seien nur noch 29 Prozent übrig geblieben, wurde bei einer Umfrage unter 5.000 Niederländern ermittelt.(APA/dpa)