München - Nicht auf den Bayern, sondern auch auf die Bayern kommt es an: Je besser das
Ergebnis in der Heimat, desto
leichter wird es im Bund. Das
ist die Losung, die die CSU intern für die Bundestagswahl
ausgegeben hat. "Stimmen für
Stoiber", heißt es auf den Plakaten - um die CSU geht es gar
nicht mehr.
Meinungsforscher Manfred
Güllner schätzt,
dass es in Bayern durchaus
einen "Stoiber-
Effekt" geben
kann. "Weil
Helmut Kohl
dort nicht so
beliebt war und
Stoiber den
Bayern-Bonus
hat, kann sich
das in Stimmen
zeigen."
Dabei bemüht sich Stoiber,
seit er Kanzlerkandidat ist,
redlich, auch bei Auftritten in
der Heimat nicht allzu bayerisch zu reden. Sein Medienberater Michael Spreng verbot
es ihm bei der Strafe der Niederlage. Auch auf Lodentracht
und Sepplhut verzichtet Stoiber inzwischen. In seinem
Geburtsort Oberaudorf berichtete Stoiber bei einem Wahlkampfauftritt vergangene Woche den
Bewohnern, er komme "auch als Bayer und vor
allem in Norddeutschland
an". Er erzählt es so, als ob es
ihn selbst etwas verwundert.
Aber die Oberaudorfer wissen, woran das liegt. Unter
Zusicherung der Anonymität
wird am Stammtisch beim
Ochsenwirt darauf verwiesen,
dass "der Stoiber Edi ja eh
nicht wie ein Bayer is’".
Schließlich lasse der seinen
Maßkrug beim
Oktoberfest
mit Kamillentee statt Bier
anfüllen. Aber
wählen wollen
sie ihn trotzdem.
Die CSU
schafft in ihrem Wahlkampf auch locker den Spagat zwischen
Laptop und Lederhose. Der
Internetauftritt der CSU ist
modern, alle Bayern dürfen
sich mit Pro-Stoiber-Statements verewigen. Selbst Fürstin Gloria von Thurn und
Taxis aus Regensburg meldet
sich zu Wort: "Es ist gut, Edmund Stoiber zu wählen, weil
er in Bayern schon bewiesen
hat, dass er gut regieren kann."
Besser könnten es auch die
CSU-Strategen nicht formulieren. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.8.2002)
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