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Stoiber mit F.J.Strauß-Maßkrug: Wirklich nur Kamillentee?

Foto: APA/dpa/Frank Mächler
München - Nicht auf den Bayern, sondern auch auf die Bayern kommt es an: Je besser das Ergebnis in der Heimat, desto leichter wird es im Bund. Das ist die Losung, die die CSU intern für die Bundestagswahl ausgegeben hat. "Stimmen für Stoiber", heißt es auf den Plakaten - um die CSU geht es gar nicht mehr. Meinungsforscher Manfred Güllner schätzt, dass es in Bayern durchaus einen "Stoiber- Effekt" geben kann. "Weil Helmut Kohl dort nicht so beliebt war und Stoiber den Bayern-Bonus hat, kann sich das in Stimmen zeigen." Dabei bemüht sich Stoiber, seit er Kanzlerkandidat ist, redlich, auch bei Auftritten in der Heimat nicht allzu bayerisch zu reden. Sein Medienberater Michael Spreng verbot es ihm bei der Strafe der Niederlage. Auch auf Lodentracht und Sepplhut verzichtet Stoiber inzwischen. In seinem Geburtsort Oberaudorf berichtete Stoiber bei einem Wahlkampfauftritt vergangene Woche den Bewohnern, er komme "auch als Bayer und vor allem in Norddeutschland an". Er erzählt es so, als ob es ihn selbst etwas verwundert. Aber die Oberaudorfer wissen, woran das liegt. Unter Zusicherung der Anonymität wird am Stammtisch beim Ochsenwirt darauf verwiesen, dass "der Stoiber Edi ja eh nicht wie ein Bayer is’". Schließlich lasse der seinen Maßkrug beim Oktoberfest mit Kamillentee statt Bier anfüllen. Aber wählen wollen sie ihn trotzdem. Die CSU schafft in ihrem Wahlkampf auch locker den Spagat zwischen Laptop und Lederhose. Der Internetauftritt der CSU ist modern, alle Bayern dürfen sich mit Pro-Stoiber-Statements verewigen. Selbst Fürstin Gloria von Thurn und Taxis aus Regensburg meldet sich zu Wort: "Es ist gut, Edmund Stoiber zu wählen, weil er in Bayern schon bewiesen hat, dass er gut regieren kann." Besser könnten es auch die CSU-Strategen nicht formulieren. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.8.2002)