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Adrine Simonian in 'die rosen der einöde'

Foto: APA/Fellner / Gratzer
Gmunden - Jenes Opernwerk, das heuer bei den Festwochen Gmunden wieder aufgenommen wird, ist eine Gemeinschaftsproduktion von Komponist Gerhard Lampersberg und Dichter Thomas Bernhard. Doch zweifellos und leider ist die rosen der einöde nicht so bekannt wie die Beziehung zwischen dem Komponisten und dem Dichter, der einst wie H. C. Artmann, Christine Lavant, Konrad Bayer, Wolfgang Bauer und Gerhard Rühm über Jahre Lampersbergs Kärntner Landsitz Tonhof eifrig besuchte und dessen erste Stücke dort inszeniert wurden. Denn 1984 glaubte sich Lampersberg in Bernhards Holzfällen- Buch wiederzuerkennen und ging gerichtlich gegen die Verbreitung des Buches vor, das daraufhin konfisziert wurde. Ein Skandal. Die rosen entstanden in den späten 50ern und mussten Jahrzehnte warten, bis sie vor einigen Jahren in Deutschlands uraufgeführt wurden.

Im Rahmen der Festwochen Gmunden präsentiert Regisseur Hans Gratzer das Werk als halb szenische Aufführung. Im Vorjahr wurde es als österreichische Erstaufführung gezeigt. Bernhard hat fünf verschiedene Szenen geschrieben, die einzelnen Titel des Manuskripts lauten: "der kartenspieler", "unter zwei pflaumenbäumen", "die rose", "der kalbskopf" und "phantasie". Er schrieb 1958:

"Die Arbeit ist im vergangenen Winter entstanden, in einer Zeit, in der ich sehr produktiv war und zum ersten Mal die Bekanntschaft mit der Musik meines Freundes machte, die, so scheint mir, das Gebäude unserer Welt mit Ohnmacht und Aufruhr, Ruhm und Zauber erfüllen könnte. die rosen der einöde sind eine Insel aus Luft und Farbe, aus Schmerz und Finsternis. Sie sind eine lange gesuchte Isolation. Kein Gedicht, kein Gesang, keine Liturgie. Hier ist etwas, das mir bis dahin verschlossen war: eine abstrakte Welt verdämmernder Wirklichkeit, ein Stück zerschundenes und ein Stück erhabenes Leben, das einigen Regeln der Beschränkung wohl unterworfen ist."

Die musikalische Leitung hat Dirigent Kirill Karabits inne. Er wird vermitteln, dass Lampersberg, der im Mai 73-jährig verstarb, sehr an den Errungenschaften der Zweiten Wiener Schule (Schönberg, Berg, Webern) hing und Kontemplation und Stille als für seine Zwölfton-Kunst wesentliche Begriffe definierte. Als österreichische Erstaufführung erlebt man am Freitag in Gmunden natürlich auch die Oper Köpfe. Die Texte stammen auch hier von Thomas Bernhard. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.8.2002)