Wien - Während derzeit die Telefone in Sachen betrieblicher Hochwasserhilfe heißlaufen, werden in Wirtschaftskreisen erste Stimmen laut, die sich auch um die Zeit nach der Hilfsaktion Gedanken machen. Der Hintergrund: Die von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein für die Hochwasserhilfe bestimmten Gelder in Höhe von 100 Mio.Euro Barwert kommen aus bestehenden, umgewidmeten Fördertöpfen, die - so die Sorge - nach der Katastrophenhilfe leer sein könnten. Weil das Geld jedoch auch für die "normale" Förderung, etwa von Betrieben in wirtschaftlich unterentwickelten Regionen, dringend gebraucht wird, heißt es auf Anfrage im Büro des Wirtschaftsministers, "man werde sich bemühen, auftauchende Finanzlücken zu schließen". Verantwortung Christian Domany, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), hofft im Gespräch mit dem Standard, "dass die Verantwortung für die Hilfsgelder nicht außer Rand und Band gerät. So stellt etwa die auf Stützungen von Kleinbetrieben spezialisierte Bürges zehn umgewidmete Mio. € und damit rund ein Drittel ihres gesamten Jahresbudgets zur Verfügung. Gleichzeitig hofft man in der Bürges "auf zusätzliche Mittel für das weiterlaufende Normalgeschäft, da derzeit noch nicht klar ist, ob und wie viel Geld dafür übrig bleibt." Aus Rücklagen der Arbeitsmarktförderung kommen 30 Mio. €. Vom Industrieförderer ERP-Fonds werden vom Wirtschaftsminister 60 Mio. € Barwert zur Schadensbekämpfung zur Verfügung gestellt. Dies entspricht einem Kreditwert von 400 Mio. € und damit ungefähr dem gesamten Jahresbudget des Fonds. Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl hat beim Forum Alpbach nun einen Verkauf der offenen Forderungen des Fonds vorgeschlagen. Er will dies Bundeskanzler Schüssel darlegen, weil dadurch der Hochwasserhilfe weitere Mittel in Höhe von bis zu 1,5 Mrd. € zukommen könnten. Besonders notwendig gebraucht werden die Hilfsgelder vor allem von hochwassergeschädigten Einzelunternehmen. Dort wo man schon bisher Probleme hatte und nun auch noch mit Gebäudeschäden und kaputten Lagerbeständen konfrontiert sei, werde aller Voraussicht nach zugesperrt, ist sich Thomas Oberholzner, vom Institut für Gewerbe- und Handelsforschung sicher. Vor allem Tourismusbetriebe werden mit dem Überleben zu kämpfen haben. Bleiben Gaststätten und Hotels bestehen, werde es in der Wachau zu vielen vorzeitigen Entlassungen kommen, heißt es. Und für das Kamptal befürchtet Tourismusgewerkschafter Rudolf Kaske überhaupt das Aus für viele Kleinbetriebe und damit Jobs in seiner Branche. (Monika Bachhofer/DER STANDARD, Printausgabe, 22.8.2002)