Offiziell sind alle ÖVP-Politiker darauf festgelegt, dass die Nationalratswahl erst im September 2003 stattfinden wird. Doch die Bekräftigung, die Klubchef Andreas Khol Dienstagnacht in einem Sommerinterview der "Zeit im Bild 3" gegeben hat, wird von anderen ÖVP-Politikern hinter vorgehaltener Hand relativiert. Ein Politiker, der nicht genannt werden will, entwirft vier mögliche Szenarien für einen Absprung des Koalitionspartners FPÖ:
  • Das Budget: Noch sind die Einsparungen nicht unter Dach und Fach - und die vom Finanzminister Karl-Heinz Grasser vorgegebenen Sparziele betreffen nicht zuletzt freiheitliche Kernbereiche: Jörg Haider werde es wohl nicht akzeptieren, wenn die Gendarmerie einspare.
  • Die Grazer Wahl: Dieser erste Wahlgang im nächsten Jahr könne der FPÖ eine Schlappe in einer traditionellen Hochburg einbringen - spätestens dann müsste die Bundespartei mit einer Revolte rechnen.
  • Übersteht die Bundes-FPÖ die Graz-Wahl, dann kommt im März die Niederösterreich-Wahl, bei der die FPÖ weder unter Ernest Windholz noch unter Ewald Stadler einen Zugewinn zu erwarten hätte. Gibt es unmittelbar danach einen Auflösungsbeschluss, würde der Nationalrat noch im Frühling neu gewählt.
  • Jedenfalls vor dem Sommer werde die EU-Erweiterung spruchreif - ob dann die erweiterungskritischen Kräfte in der FPÖ beherrschbar bleiben, erscheint der ÖVP zweifelhaft. (cs/DER STANDARD, Printausgabe, 22.8.2002)