Seit Jahren trommelt die FPÖ die Zusammenlegung der Krankenkassen. So soll die Sozialversicherung - eines der Lieblingsfeindbilder der FPÖ - "gesundgeschrumpft" werden. Aber sogar jetzt, wo die Freiheitlichen in der Regierung sitzen, ist der Plan nicht mit besonderer Fortüne gesegnet. Denn Koalitionspartner ÖVP, traditionell fest in den Ländern und den regionalen Ablegern öffentlicher Einrichtungen verankert, mag sich nicht für die zahlenmäßige Reduktion der Versicherungsträger erwärmen.Das blaue Diätprogramm für die Gebietskrankenkassen lautet: Aus neun mach eine, und die Kosten werden automatisch sinken. Hauptargument der FP-Fusionsfraktion sind erhoffte Einsparungen bei der Administration. Da beginnt die Rechnung schon zu hinken, denn Ökonomen verweisen auf die sehr niedrigen Verwaltungskosten in der Sozialversicherung. Einsparungspotenzial gäbe es dagegen bei einheitlichen EDV-Systemen, die zunächst relativ hohe Investitionen erfordern. Nahe liegender als Fusionen zu patientenfernen Versicherungsmolochen sind daher Ideen, das bestehende System zu optimieren. Interessant klingt etwa der Vorschlag einer IHS-Gesundheitsökonomin, die den Spieß umdreht und den Kassen zum selbstbewussten Gegenangriff auf die Politik rät: Immerhin sind sie die Hauptfinanziers des Gesundheitssystems, lassen sich mitunter aber zu leicht von wichtigen Planungs- und Qualitätssicherungsprozessen ausschließen. Es wäre höchste Zeit, den Spitalsbereich - den größten Ausgabenposten der Krankenkassen - zu durchforsten. Dort gibt es zu viele Standorte und zu viele Betten, aber kaum Mitbestimmungsrechte der Kassen. Diese müssen pauschalierte Budgets zahlen, um sich dann von den Politikern, die das Defizit mitverschulden, schelten zu lassen. Anstatt Krankenkassen sollte die FPÖ lieber Spitalsbetten zählen. Dort schlummern große Brocken. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.8.2002)