Zamboanga/Washington - Einen Tag nach der Enthauptung von zwei Geiseln im Süden des Landes hat die philippinische Armee den Entführern ein Ultimatum für die Freilassung der übrigen vier christlichen Geiseln gestellt. Ansonsten werde der Militäreinsatz auf der Insel Jolo mit aller Härte geführt, sagte Generalstabschef Roy Cimatu am Freitag. Örtliche Politiker hatten die Militärs zuvor um eine Frist für Verhandlungen gebeten. Die abgeschlagenen Männerköpfe waren am Donnerstag auf Jolo gefunden worden. Die Rebellen hatten in der vergangenen Woche in der Stadt Patikul insgesamt sechs Mitglieder der Zeugen Jehovas entführt, die Kosmetika an Haustüren verkauften. Er habe eine Truppenverstärkung auf Jolo befohlen, sagt Cimatu. "Wir geben den zivilen Unterhändlern fünf Tage, um die Verhandlungen aufzunehmen und die Gruppe zur Aufgabe zu bewegen." Vier Armeebataillone wurden bereits auf Jolo zusammengezogen. Marineinfateristen und eine von US-Elitesoldaten trainierte spezielle Eingreiftruppe seien auf dem Weg. Die 15 mutmaßlichen Entführer werden im Dschungel nahe der Provinzhauptstadt Patikul vermutet. Vier Frauen sind noch in ihrer Hand. Die Behörden gehen inzwischen davon aus, dass die Geiselnehmer nur zum Umfeld der Abu Sayyaf gehören. Ihr Verhandlungsführer ist der Neffe von Abu-Sayyaf-Chef Radulan Sahiron, Moin Sahiron. Den Angaben zufolge verhandelt der Bürgermeister von Patikul mit den Geiselnehmern. Über Lösegeld werde nicht gesprochen, betonte Provinzgouverneur Yusop Jikiri. "Was sie getan haben, ist gegen den Islam", betonte Jikiri. Es sei das erste Mal in der Region, dass Geiselnehmer ihre Opfer vor Lösegeldverhandlungen enthauptet hätten. Die Entführer seien "Drogenabhängige und Dealer". In einem Drohbrief, der bei einem der Köpfe gefunden wurde, hatten die Entführer ihre Tat als "heiligen Krieg" bezeichnet. "Wer nicht an Allah glaubt, der wird dasselbe Schickal erfahren", hieß es weiter. Örtliche Militärs wollten nicht ausschließen, dass sich die Gruppe bei einem Militäreinsatz mit der Abu-Sayyaf-Gruppe und anderen Guerilla-Kämpfern zusammenschließen werde. Die USA verurteilten die Enthauptungen als "terroristische Abscheulichkeit". Die verbliebenen Geiseln müssten unverzüglich und ohne Bedingungen freigelassen werden, forderte US-Außenamtssprecher Philip Reeker am Donnerstag in Washington. Die USA unterstützten die philippinische Regierung bei ihren Anstrengungen, "dem Terrorismus ein Ende zu setzen". In den vergangenen Monaten hatten rund 5000 philippinische Soldaten mit Hilfe von etwa tausend US-Soldaten Jagd auf die Moslemrebellen gemacht. Der Abu-Sayyaf-Gruppe werden Verbindungen zum El-Kaida-Netzwerk des Extremistenführers Osama bin Laden nachgesagt. Die Abu Sayyaf haben bereits häufig Geiseln genommen, unter ihnen vor zwei Jahren auch eine deutsche Familie. Die meisten der Verschleppten kamen später wieder frei, mehr als ein Dutzend wurde jedoch getötet. Ende Juli beendeten die USA ihren ersten großen Militäreinsatz auf den Philippinen offiziell; 300 US-Soldaten sind jedoch noch dort, um einheimische Elitesoldaten weiter auszubilden. Im Oktober sollen dann erneut US-Soldaten auf dem asiatischen Archipel stationiert werden.(APA/AP)