Bild nicht mehr verfügbar.

Aids-Konferenz in Barcelona.

Foto: APA/EPA/ Andreu Dalmau
Berlin - Das Leben Hunderttausender Jugendlicher in Osteuropa ist nach einem Bericht des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) durch Aids, Drogen und Verwahrlosung bedroht. Nach der am Donnerstag vorgelegten UNICEF-Studie verdoppelte sich die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Russland zwischen 2000 und 2001 nahezu. 80 Prozent sind unter 29 Jahre alt Rund 80 Prozent der Neuinfizierten sind jünger als 29 Jahre, jeder fünfte unter 20 Jahre. "Aids verbreitet sich in Russland und in der Ukraine schneller als anderswo sonst auf der Welt und trifft vor allem junge Menschen", sagte die Leiterin der UNICEF-Programme für Russland, Weißrussland und die Ukraine, Rosemary McCreery, in Berlin. Besonders gefährdet sind dem Bericht zufolge mehr als eine Million Kinder und Jugendliche, die in Osteuropa und der früheren Sowjetunion ohne Zuhause aufwachsen. "Diese Region läuft Gefahr, die Fehler und Versäumnisse zu wiederholen, die Aids in Afrika zur todbringenden Seuche für Millionen gemacht haben", sagte der Geschäftsführer von UNICEF-Deutschland, Dietrich Garlichs. Die Hälfte der Jugendlichen ist wenig oder gar nicht über Aids informiert UNICEF-Umfragen zufolge sind mehr als die Hälfte der Jugendlichen in Osteuropa wenig oder gar nicht über Aids informiert. Garlichs bezeichnete diesen Wissensmangel als große Herausforderung für Schule und Politik, auf die bisher nicht ausreichend reagiert worden sei. Dabei seien die Voraussetzungen für die Aids-Aufklärung in Osteuropa relativ gut, weil es laut UNICEF - anders als in vielen afrikanischen Ländern - ein flächendeckendes Bildungssystem gibt. Drogen sind ein großes Problem Neben mangelnder Aufklärung sind Drogen ein großes Problem. Während der Missbrauch harter Suchtgifte den Angaben zufolge "Anfang der neunziger Jahre fast unbekannt war", habe er binnen weniger Jahre epidemische Ausmaße angenommen. Mittlerweile sei fast ein Prozent der osteuropäischen Bevölkerung von Heroin abhängig, sagte McCreery. Infolgedessen explodiere vor allem unter den besonders gefährdeten Jugendlichen auch die Aids-Seuche. Häufig finanzierten sie ihre Sucht durch Prostitution und trügen so zur Verbereitung der Krankheit in der Bevölkerung bei. Russland: 3.000 infizierte Säuglinge Auch die Zahl der HIV-infizierten Neugeborenen drogenabhängiger Mütter steige. Allein in Russland wurden bis zum vergangenen Juni bereits rund 3.000 infizierte Säuglinge registriert. Das russische Gesundheitsministerium rechnet laut UNICEF bis zum Jahresende mit einer Verdopplung dieser Zahl. Jedes fünfte Baby werde gleich nach der Geburt von seiner Mutter verlassen und in ein staatliches Hospital abgeschoben. Immer mehr Strassenkinder Gewalt in der Familie, Alkoholismus und Vernachlässigung trieben immer mehr Kinder und Jugendliche auf die Straße, schreibt UNICEF. Im Jahr 2000 trennten russische Gerichte vier Mal so viele Kinder von ihren Eltern wie noch 1991 - insgesamt waren es rund 53.000. Allein in Russland wüchsen rund 640.000 Kinder ohne ein Zuhause auf. Fast eine halbe Million Kinder lebe derzeit in Heimen. Bis zu 150.000 Kinder sind obdachslos und völlig auf sich allein gestellt. (APA)