Aids bedroht hunderttausende Jugendliche in Osteuropa
Zwischen 2000 und 2001 verdoppelten sich die HIV-Neuinfektionen - 80 Prozent sind unter 29 Jahre alt
Redaktion
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Berlin - Das Leben Hunderttausender Jugendlicher in
Osteuropa ist nach einem Bericht des Kinderhilfswerks der Vereinten
Nationen (UNICEF) durch Aids, Drogen und Verwahrlosung bedroht. Nach
der am Donnerstag vorgelegten UNICEF-Studie verdoppelte sich die Zahl
der HIV-Neuinfektionen in Russland zwischen 2000 und 2001 nahezu.
80 Prozent sind unter 29 Jahre alt
Rund 80 Prozent der Neuinfizierten sind jünger als 29 Jahre, jeder
fünfte unter 20 Jahre. "Aids verbreitet sich in Russland und in der
Ukraine schneller als anderswo sonst auf der Welt und trifft vor
allem junge Menschen", sagte die Leiterin der UNICEF-Programme für
Russland, Weißrussland und die Ukraine, Rosemary McCreery, in Berlin.
Besonders gefährdet sind dem Bericht zufolge mehr als eine Million
Kinder und Jugendliche, die in Osteuropa und der früheren Sowjetunion
ohne Zuhause aufwachsen. "Diese Region läuft Gefahr, die Fehler und
Versäumnisse zu wiederholen, die Aids in Afrika zur todbringenden
Seuche für Millionen gemacht haben", sagte der Geschäftsführer von
UNICEF-Deutschland, Dietrich Garlichs.
Die Hälfte der Jugendlichen ist wenig oder gar nicht über Aids informiert
UNICEF-Umfragen zufolge sind mehr als die Hälfte der Jugendlichen
in Osteuropa wenig oder gar nicht über Aids informiert. Garlichs
bezeichnete diesen Wissensmangel als große Herausforderung für Schule
und Politik, auf die bisher nicht ausreichend reagiert worden sei.
Dabei seien die Voraussetzungen für die Aids-Aufklärung in Osteuropa
relativ gut, weil es laut UNICEF - anders als in vielen afrikanischen
Ländern - ein flächendeckendes Bildungssystem gibt.
Drogen sind ein großes Problem
Neben mangelnder Aufklärung sind Drogen ein großes Problem.
Während der Missbrauch harter Suchtgifte den Angaben zufolge "Anfang
der neunziger Jahre fast unbekannt war", habe er binnen weniger Jahre
epidemische Ausmaße angenommen. Mittlerweile sei fast ein Prozent der
osteuropäischen Bevölkerung von Heroin abhängig, sagte McCreery.
Infolgedessen explodiere vor allem unter den besonders gefährdeten
Jugendlichen auch die Aids-Seuche. Häufig finanzierten sie ihre Sucht
durch Prostitution und trügen so zur Verbereitung der Krankheit in
der Bevölkerung bei.
Russland: 3.000 infizierte Säuglinge
Auch die Zahl der HIV-infizierten Neugeborenen drogenabhängiger
Mütter steige. Allein in Russland wurden bis zum vergangenen Juni
bereits rund 3.000 infizierte Säuglinge registriert. Das russische
Gesundheitsministerium rechnet laut UNICEF bis zum Jahresende mit
einer Verdopplung dieser Zahl. Jedes fünfte Baby werde gleich nach
der Geburt von seiner Mutter verlassen und in ein staatliches
Hospital abgeschoben.
Immer mehr Strassenkinder
Gewalt in der Familie, Alkoholismus und Vernachlässigung trieben
immer mehr Kinder und Jugendliche auf die Straße, schreibt UNICEF. Im
Jahr 2000 trennten russische Gerichte vier Mal so viele Kinder von
ihren Eltern wie noch 1991 - insgesamt waren es rund 53.000. Allein
in Russland wüchsen rund 640.000 Kinder ohne ein Zuhause auf. Fast
eine halbe Million Kinder lebe derzeit in Heimen. Bis zu 150.000
Kinder sind obdachslos und völlig auf sich allein gestellt. (APA)
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