Mensch
Neue Waffe gegen resistente Bakterien
Moleküle löchern Zellwand
London - US-Forscher haben mit Hilfe Löcher bohrender
Moleküle im Labor Antibiotika-resistente Kolibakterien getötet. Diese
Moleküle, welche die Zellwand von Bakterien durchlöchern, könnten zu
einer neuen Waffe gegen resistente Erreger werden, berichtet das
britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" (Nr. 2357, S. 18) vom
kommenden Samstag. Das Team um George Gokel von der Washington
University in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) halte es für
möglich, die Moleküle so zu verändern, dass sie nur bestimmte
Bakterien oder Pilze durchlöchern und menschliche Körperzellen
unbeschadet lassen. Die von Gokels Team entwickelten Moleküle lagern sich dem "New
Scientist" zufolge in der Zellwand der Bakterien ringförmig zusammen,
so dass eine Röhre entsteht. Die einzelnen Bausteine trügen eine
negative Ladung auf der Kanalinnenseite, wodurch positiv geladene
Teilchen, wie Kalzium- oder Natriumionen, in den Tunnel gezogen
würden. Der Ionengehalt der Bakterien werde dadurch so sehr gestört,
dass die Erreger schließlich zu Grunde gingen. Die Originalarbeit der
Amerikaner ist im Fachblatt "Journal of the American Chemical
Society" (Bd. 124, S. 9022) erschienen.
Bereits im Juli 2001 hatten Forscher im Wissenschaftsjournal
"Nature" (Bd. 412, S. 452) über ein kleines Eiweißmolekül berichtet,
das in den Zellwänden von Bakterien ebenfalls eine Röhre bildet. In
ersten Versuchen an Mäusen hatte das Team um Reza Ghadiri vom
kalifornischen Scripps-Institut diese Peptide nach eigenen Angaben
wirksam gegen einen Antibiotika-resistenten Staphylokokken-Stamm
eingesetzt. (APA)