Mensch
HIV-Infektionen bei Jugendlichen in Russland verdoppelt
UNICEF: Aids ist Gesundheitsgefahr Nummer eins bei osteuropäischen Teenagern
Köln - AIDS, Drogen und Verwahrlosung bedrohen das Leben Hunderttausender Heranwachsender in Osteuropa. Dies geht aus bislang unveröffentlichten Daten des Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF)
aus Russland, der Ukraine sowie anderen Staaten der Region hervor. In Russland haben sich die Neuinfektionen mit dem HI-Virus nahezu verdoppelt. Etwa 80 Prozent der Neuinfizierten sind jünger als 29, jeder fünfte ist jünger als 20 Jahre. "AIDS verbreitet sich in Russland und in der Ukraine schneller als irgendwo sonst auf der Welt und trifft vor allem junge Menschen", erklärte die Leiterin der UNICEF-Programme für Russland, Weißrussland und die Ukraine, Rosemary McCreery.
Besonders gefährdet seien mehr als eine Million Kinder und Jugendliche, die in Osteuropa und der früheren Sowjetunion ohne ein Zuhause aufwachsen. "Diese Region läuft Gefahr, die Fehler und Versäumnisse zu wiederholen, die AIDS in Afrika zur todbringenden Seuche für Millionen gemacht haben", sagte der Geschäftsführer von
UNICEF-Deutschland
, Dietrich Garlichs. Befragungen von UNICEF haben ergeben, dass mehr als die Hälfte der Jugendlichen in Osteuropa wenig oder gar nicht über AIDS informiert ist. In Russland zum Beispiel liegt der Anteil der Jugendlichen, die nach eigenen Angaben wenig oder gar nichts über AIDS wissen, sogar bei mehr als 80 Prozent. Man vermutet, dass trotz des flächendeckenden Bildungssystems die Aids-Aufklärung sträflich vernachlässigt wird.
Immer häufiger kommen zudem Kinder drogenabhängiger Mütter HIV-infiziert zur Welt. Allein in Russland wurden bis Juni 2002 bereits 3.000 Säuglinge offiziell registriert, die mit dem HI-Virus geboren wurden. Das russische Gesundheitsministerium rechnet damit, dass sich diese Zahl bis zum Ende 2002 verdoppelt haben wird. Jedes fünfte dieser Babys wird gleich nach der Geburt von der Mutter verlassen und in staatliche Krankenhäuser abgeschoben. Normale Waisenhäuser nehmen HIV-Infizierte Kinder nicht auf. (pte)