Der Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, kündigte am Donnerstag eine radikale Arbeitsmarktreform in Deutschland an. Arbeitsämter werden künftig mehr Freiheit bei der Erledigung ihrer Aufgaben bekommen. So sollen Jobvermittler wieder branchenorientiert arbeiten und nicht mehr nur für Fälle, die ihnen nach dem Buchstaben des Alphabets zugeteilt werden, zuständig sein. Sie sollen auch konkrete Zielvorgaben erhalten. Außerdem sollen die Arbeitsamt-Mitarbeiter angewiesen werden, mehr direkten Kontakt zu Arbeitgebern zu suchen. "Die Verwaltung wird die Arbeitsämter nicht am Gängelband führen", versprach Gerster. Weiters soll nach seinen Plänen der Beamtenstatus in Arbeitsämtern fallen. Derzeit sind rund ein Viertel der 93.000 Beschäftigten Beamte.

Der Umbauprozess wird zwei Jahre dauern und sofort eingeleitet, so Gerster. Die Pläne basieren auf den Vorstellungen der Hartz-Kommission, die ihre Vorschläge zur Arbeitsmarktreform in der Vorwoche vorgelegt hat. Ein wichtiger Schritt ist für Gerster die Umbenennung der Bundesanstalt für Arbeit in Bundesagentur für Arbeit. "Dies drückt mehr Aktivität aus und spiegelt das neue Konzept wider", sagte Gerster. In so genannten Job-Centern sollen die Arbeitsvermittler mit anderen Dienstleistern unter einem Dach zusammenarbeiten. Bis Mitte nächsten Jahres soll Arbeitslosen eine Vermittlung in Zeitarbeit durch so genannte Personal-Service-Agenturen angeboten werden. Außerdem werden verstärkt Stellenangebote ins Internet gestellt.

Österreichs AMS ein Vorbild

Bei der Präsentation seiner Vorschläge sagte Gerster, er habe sich Beispiele aus Großbritannien und vom AMS in Österreich geholt. Was er davon übernommen habe oder noch umsetzen will, ließ Gerster offen. Das Ziel der Hartz-Kommission, die Arbeitslosenzahl von rund vier Millionen binnen drei Jahren zu halbieren, bezeichnete Gerster als ehrgeizig aber erreichbar. (Alexandra Föderl-Schmid aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 23.8.2002)