Wirtschaft
Bank Berlin: Prüfer im Visier
Auch Manager könnten belangt werden
Berlin - Im Skandal um die Berliner Bankgesellschaft
sind nun auch Wirtschaftsprüfer und Bankenaufsicht massiv in die
Kritik geraten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO hat den
Vorwurf der falschen Testierung von Bilanzen zurückgewiesen und
angekündigt, die in Frage stehenden Punkte einzeln in der kommenden
Woche zu widerlegen. In Medienberichten hatte es in der vergangenen
Woche geheißen, die Wirtschaftsprüfer der BDO hätten fälschlich
Bilanzen der Bankgesellschaft testiert, obwohl durch den Hannoveraner
Gutachter Achim Walther bereits 1997 die hohe Risiken bekannt gewesen
sein müssten. Auch die Bankenaufsicht habe nicht eingegriffen. Sollte sich der aktuelle Verdacht der Bilanzfälschung erhärten,
drohen der BDO hohe Schadenersatzforderungen. "Die
Wirtschaftsprüfergesellschaften stehen in der Haftung", sagte der
Bankrechtsexperte Wolfgang Gerke dem "Tagesspiegel".
Eine Klage der Bankgesellschaft sei nicht aussichtslos.
Vorwürfe gegen Chef der Landesbank
Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses zum Berliner
Bankenskandal, Klaus Uwe Benneter (SPD), hat unterdessen schwere
Vorwürfe gegen den früheren Vorstandschef der Landesbank, Ulf-Wilhelm
Decken, erhoben. Im infoRadio Berlin-Brandenburg sagte Benneter,
Decken sei derjenige gewesen, der schon 1997 eigentlich etwas hätte
tun müssen. Decken habe seinerzeit den Sonderprüfer eingesetzt, der
die Bilanzen der Berliner Bankgesellschaft durchleuchtete.
Nach Ansicht des Bankrechtsexperten Gehrke könne die
Bankgesellschaft auch die Manager belangen, die das Walther-Gutachten
nicht ernst genommen haben. Auch die Bank selbst treffe eine
Mitschuld an dem "riesigen Bankenskandal", sagte er dem
"Tagesspiegel". "Wenn so ein Gutachten vorliegt, kann man nicht
einfach darüber hinweg gehen."
Nach Vorlage des Sonderprüfberichts hatte die Banktochter IBG noch
sieben Fonds mit einem Gesamtvolumen von 1,5 Mrd. Euro aufgelegt. Die
Immobilienrisiken hatten die mehrheitlich landeseigene
Bankgesellschaft in erhebliche Schieflage gebracht. Nur durch eine
Milliarden-Finanzspritze und eine Übernahme der Altrisiken in Höhe
von bis zu 21 Mrd. Euro durch das Land war das Aus des Instituts mit
noch 15.000 Beschäftigten abgewendet worden. (APA/dpa)