Wien/Johannesburg - Im schier ausufernden Themenspektrum des am Montag startenden UNO-Umweltgipfels von Johannesburg hat sich Österreich fünf Prioritäten gesetzt: Energie, Wasser, nachhaltige Bergentwicklung, nachhaltiger Tourismus und Bevölkerungsfragen. Das geht aus der "Gemeinsamen Position" der heimischen Delegation hervor, die von Außenminister Benita Ferrero-Waldner angeführt wird und der als zweiter Fachminister Umwelt- und Landwirtschafts-Ressortchef Wilhelm Molterer (beide V) angehören. Grundsätzlich ist im heimischen Positionspapier festgeschrieben, dass "beim Gipfel in Johannesburg (...) klare Ziele und Zielvorgaben festgesetzt" werden. Nur so könne die Umsetzung der "Agenda 21" forciert werden. Diese "Agenda 21" wurde als umfassendes Aktionsprogramm bei der Konferenz über Umwelt und Entwicklung ("Earth Summit", UNCED) 1992 in Rio de Janeiro verabschiedet - in Johannesburg sollen der Stand der Realisierung bestimmt und weitere Strategien festgelegt werden. "An den verifizierbaren Zielen kann und wird die Glaubwürdigkeit der von uns eingegangenen politischen Verpflichtungen gemessen werden", heißt es dazu im heimischen Positionspapier. Daher verfolgen die heimischen Verhandler folgende Zielvorgabe: "Der Gipfel soll eine politische Erklärung, einen umfassenden Aktionsplan sowie eine Liste freiwilliger Initiativen/Partnerschaften annehmen. In der politischen Erklärung und im Aktionsplan müssen die Regierungen klare Signale und Leitlinien für den zukünftigen Weg der Verwirklichung der Ziele nachhaltiger Entwicklung geben." Energie: Österreich forciert den Einsatz erneuerbarer Energieträger und den Bereich der Energie-Effzienz. Für eine nachhaltige Energiewirtschaft wichtig: "Die Belastung der Umwelt durch Produktion und Verbrauch von Energie darf (...) das technologisch unabdingbare Maß nicht überschreiten", so das Österreich-Papier. Grundsätzlich wird festgestellt, dass weltweit derzeit immer noch zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu modernen Energieformen besitzen. Wasser: Österreich versucht hier, sein Know-how und seine Technologie für eine weltweite Anwendung ins Spiel zu bringen. Nicht nur die Zahl der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, soll bis 2015 halbiert werden, ein ähnliches Ziel soll - so das heimische Papier - auch für Abwasserentsorgung/Siedlungshygiene ("sanitation") formuliert und vor allem realisiert werden. Nachhaltige Bergentwicklung: Gemeinsam mit der Schweiz hat Österreich das Thema "Berge" im Vorfeld der Johannesburg-Verhandlungen in den Aktionsplan hineinreklamiert. "Ziel ist die besondere Betonung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimension in Programmen und Politiken zur nachhaltigen Bergentwicklung. Die Berücksichtigung der Sensibilitäten von Berggebieten, insbesondere im Bereich der Verkehrsplanung, sowie ein Verweis auf die Alpenkonvention sind von besonderer Bedeutung." Nachhaltiger Tourismus: Österreich macht sich für den Öko-Tourismus stark: "Das Erlebnis- und Erholungsangebot muss ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich sein (...) Auch auf globaler Ebene muss das Bewusstsein für Ökotourismus sowie dessen Förderung unter gleichzeitigem Schutz der ökologischen und kulturellen Integrität gestärkt werden." Armutsbekämpfung: Dieser Komplex scheint der "Angelpunkt" aller Überlegungen zur Nachhaltigkeit in Johannesburg zu werden, etwa nach dem Motto "Ohne soziale Entwicklung kein ökologischer Fortschritt". Im Österreich-Papier heißt es dazu: "Nachhaltige Entwicklung ist ein wesentlicher Beitrag zur Bekämpfung der globalen Armut und der daraus resultierenden Folgen wie gewaltsame Konflikte und Umweltzerstörung. Die Verminderung der weltweiten Armut ist ebenso die Basis für eine ausgewogene Bevölkerungsentwicklung. Armutsbekämpfung, Friedenssicherung und Umweltschutz sind die zentralen Zielsetzungen der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit." Weitere wichtige Bereiche, die von der heimischen Delegation beim Umweltgipfel angesprochen und forciert werden sollen, sind Gesundheit, Landwirtschaft, Erhaltung der Biodiversität (Artenvielfalt) und nicht zuletzt Handel und Finanzierung. Bei Letzterem geht es vor allem um die Streit-Themen der Finanzierung nachhaltiger Entwicklung und des Marktzuganges für Entwicklungsländer - verkürzt gesagt lautet hier das "Match" WTO gegen Ökologie. (APA)