Alpbach - In Österreichs Forschungsszene herrscht Unruhe, seit Technologieminister Matthias Reichhold Pläne für eine Reform der Förderung angekündigt hat. Der Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Arnold Schmidt, befürchtet dessen "Auflösung" durch Zusammenlegung mit anderen Institutionen wie dem Forschungsförderungsfonds der gewerblichen Wirtschaft (FFF).Martin Graf, FP-Wissenschaftssprecher, bestätigt dem STANDARD, dass im kleinen Kreis für diese Zusammenlegung - vielleicht als Holding - schon ein Gesetzentwurf erarbeitet wurde. Schmidt wundert sich über die Eile: Präsentation am 16. September, kurze Begutachtung, Inkrafttreten im Jänner. Ziel laut Graf: "ein starkes Forschungsministerium" für EU-Kooperationen. "Höchst merkwürdig" findet FWF-Chef Schmidt, dass die begonnene Evaluierung der Fonds abgeblasen wurde: "Man geht an eine dramatische Umorganisation wie im Blindflug." Warum nicht vorher fertig evaluiert wurde, weiß auch der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, Knut Consemüller, nicht: "Bevor man etwas Neues macht, sollte man das Alte evaluieren." Dass der Rat bei der Reform übergangen wird, befürchtet Consemüller anders als Betroffene nicht. Mit einem Initiativantrag wäre dies aber möglich. Martin Graf, Mitschöpfer des noch geheimen Gesetzestextes, rechtfertigt die Eile damit, dass oft zu lange diskutiert worden sei: "Nun gehen wir den umgekehrten Weg und legen gleich etwas auf den Tisch." Solange man den Text nicht kennt, will Koalitionspartner ÖVP nicht viel kommentieren. Im Bildungsministerium mahnt man ein, dass nun "die interministerielle Arbeitsgruppe tagen muss". Auch am Sinn der Zusammenlegung hegt Schmidt Zweifel und fürchtet um "seine" Grundlagenforschung, "ein sehr verschiedenes Geschäft" vom FFF. Dieser fördert angewandte Forschung für Firmen. "Wir würden uns gegenseitig behindern." Seibersdorfer baff Nicht nur für die Fonds, sondern auch "von den Seibersdorfern" verlangte Reichhold am Donnerstag "Strukturreformen". "Wir waren überrascht", sagt Helmut Krünes, Geschäftsführer der Austrian Research Centers Seibersdorf (ARCS), "wir hatten gehofft, dass wir nicht so arg getroffen sind." Nun müsse man sparen. Wie viel, wisse man noch nicht. "Aber wenn die Vorgaben kommen, werden wir uns darauf einstellen", so Krünes. Die Budgeterstellung für 2003 beginnt neu. "In den nächsten zwei Wochen", verkündet Krünes, "werden wir ein neues Konzept erstellen." Wesentliches Kriterium: "die Positionierung der einzelnen Geschäftsfelder im Markt". Veränderungen der Eigentümerstruktur seien zwar eine Frage der Eigentümer, aber die Ausrichtung als heimische Forschungsgesellschaft solle nicht behindert werden. Nachsatz: "Nur mehr Teil einer großen europäischen Organisation zu sein, wäre äußerst gefährlich." (Roland Schönbauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.8.2002)