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Hans Mahr

Foto: APA/RTL
"Natürlich ist die 'Krone' spannend", sagt RTL-Infodirektor Hans Mahr . Seit Monaten streiten Hans Dichand und WAZ über die künftige Führung des mächtigen Blatts. Für sich sieht Mahr da "keinen Platz", erklärt er Harald Fidler
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STANDARD: Bei der RTL-Präsentation auf der Telemesse haben Sie grantig gewirkt. Zum Beispiel, weil die "Tagesschau" der ARD mit den dritten öffentlich-rechtlichen Programmen mehr Marktanteile als Ihr "RTL aktuell" hat. Hans Mahr: Ich wollte mich nur darüber lustig machen, dass die ARD immer alle möglichen Ausstrahlungen dazurechnet. STANDARD: Der Grant klang nach Amtsmüdigkeit. Dazu kommt: Zur Taufe Ihrer Tochter letztens im Steirereck auf dem Pogusch kamen unzählige Medienpromis. Von RTL und Mutter Bertelsmann fiel da kein Name. Mahr: Das hat einen einfachen Grund: Am selben Wochenende hat der damalige Vorsitzende Thomas Middelhoff den gesamten Bertelsmann-Vorstand nach St. Tropez eingeladen. Da kann ich nicht mithalten. STANDARD: Middelhoff soll besonders hinter Ihnen gestanden sein - nun ist er nicht mehr Bertelsmann-Chef. Mahr: Ich verhehle nicht, dass mich mit Middelhoff nicht nur eine professionelle, sondern auch eine private Sympathie verbindet. Aber das heißt ja nicht, dass in eine neue Bertelsmann-Linie nicht genauso reinpasse wie in die alte. Wir machen hier vor allem hoffentlich gutes Programm, und das ist es. STANDARD: Trotzdem haben Sie mit Middelhoff einen Fürsprecher im Konzern weniger. Mahr: Ich habe mit Middelhoff einen Verbündeten verloren und mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden Gunter Thielen einen Verbündeten gewonnen. Noch unter Middelhoff habe ich meine neue Funktion angetreten: in der RTL Group - nicht Bertelsmann - internationale Synergien zu finden. Ich bin jetzt Mitglied des Boards der RTL Group und kann mich da nicht groß beschweren, im Gegenteil. Gleichzeitig bin ich auch RTL-Verbindungsmann zu Bertelsmann. STANDARD: Eigentlich sollten Sie das bei Bertelsmann... Mahr: Thomas Middelhoff wollte, dass ich die Synergien bei Bertelsmann stärke. Die Schwierigkeit war: Wie kann man Synergien erreichen, wenn man sie operativ nicht umsetzen kann? Da sind alle miteinander auf die Idee gekommen, es ist gescheiter, diese Synergien innerhalb der eigenen Gruppe zu machen, als gleich an der Spitze zu beginnen. STANDARD: Es heißt, Eigentümervertreterin Liz Mohn hat sich quergelegt. Mahr: Das ist noch nicht an mein Ohr gedrungen. Kann sich aber nur um Schwachsinn handeln. Das halte ich für eine Überschätzung meiner Person. Wenn man so will, war die einzige Problematik, dass ich auf keinen Fall bei RTL meine Funktionen als Chefredakteur und Informationsdirektor aufgeben wollte. Daher ist es in der RTL Group leichter als in Gütersloh. STANDARD: 1997 haben Sie einen Fünfjahresvertrag mit RTL unterschrieben. Der müsste heuer auslaufen. Mahr: Ich bin gerade dabei, meinen neuen Vertrag zu unterschreiben. STANDARD: Wieder als Informationsdirektor und Chefredakteur von RTL? Mahr: Ja, natürlich. Und als "Executive Coordinator for Group Synergy" bin ich Verantwortlicher für die Synergie der ganzen Gruppe. STANDARD: 1997 wurden Sie auch gefragt, ob Sie der Job eines Krone-Chefredakteurs interessierte. Damals meinten Sie "Sag niemals nie". Mahr: Ich blinzle weder mit einem noch mit beiden Augen nach Wien. Die "Krone" hat eine tolle Marktposition, Hans Dichand hat seinen Sohn als Nachfolger eingesetzt... STANDARD: ...der das aber wohl nicht alleine machen wird... Mahr: Worauf sich Dichand und die WAZ einigen, wird man sehen. Für mich gibt’s da jedenfalls keinen Platz. Und das ist in Ordnung. STANDARD: Aber Sie verstehen sich wieder gut mit Dichand senior? Mahr: Ich habe mich nie mit ihm schlecht verstanden. Jedesmal wenn ich in Wien bin, treffe ich ihn, zuletzt auch bei den Festspielen in Salzburg. Ich habe ein sehr vertrautes Verhältnis mit Dichand und bin stolz darauf. Es gibt keinen Grund, dieses Verhältnis durch Ansprüche von mir oder Überlegungen meinerseits zu belasten. Dichand ist im vollen Saft, sein Sohn wird das sicher auch gut machen. Und wenn es Troubles mit der WAZ gibt, müssen sich die Herren das untereinander ausmachen. STANDARD: Würden Sie den Job spannend finden, würde er sie interessieren? Zumindest zwei Menschen könnten ihn, heißt es: Hans Mahr oder Wolfgang Fellner, Herausgeber der News-Gruppe. Mahr: Beide stehen nicht zur Verfügung. Natürlich wäre es Unsinn zu sagen: "Krone" ist nicht spannend. Natürlich ist die "Krone" spannend. Aber nur weil es spannend ist, muss man das ja nicht unbedingt machen. STANDARD: Wenn zur Spannung noch Gewinnbeteiligung winkt? Mahr: Ich bin hier in Deutschland und habe vor, hier... STANDARD: ... in Pension zu gehen. Mahr: In Pension werde ich nie gehen. Und wenn ich Verträge unterschreibe, halte ich sie ein. STANDARD: Unterschrieben ist er ja noch nicht. Mahr: Aber ausgehandelt. STANDARD: Wieder fünf Jahre? Mahr: Ja, dann wird man weiter sehen. Ich bin ja da noch immer weit von 60 entfernt. (DER STANDARD; Printausgabe, 24./25.8.2002)