Wien/Johannesburg - Der Entwurf des "Umsetzungsplanes", der die Verhandlungsgrundlage für den Umweltgipfel in Johannesburg darstellt, scheint nicht eben prägnant: 78 Seiten, 153 Absätze und 625 Unterabsätze. Doch das eigentliche Problem sind die "Klammern": Darin stehen die noch nicht konsensfähigen Formulierungen - und diese machen nicht nur rund ein Viertel des Textes aus, sie betreffen vor allem die entscheidenden Fragen.Fristen und konkrete Ziele Zu den umstrittensten Fragen zählen laut UNO-Angaben die Themenkomplexe Globalisierung, Handel und Finanzen sowie die Festlegung neuer Fristen und konkreter Ziele. Aber auch bezüglich Klimaschutz ist weiterhin vieles offen: So gab es bisher keiner Einigung darüber, ob die Staaten zur Ratifizierung des Kyoto-Protokolls gedrängt werden sollen. Hinter all diesen Unwägbarkeiten steckt - vereinfacht gesprochen - das "Match" der "JUSCANZ"-Länder gegen den Rest der Welt. Die Abkürzung steht für die (englischen) Namen der Mitglieder der informellen Gruppierung von Japan, USA, Kanada, Australien und Neuseeland und summiert quasi den Block der globalen "Öko-Bremser". Schweiz und Norwegen agieren unabhängig Eine weitere eigene Verhandlungsgruppe innerhalb der Industrienationen stellt die EU dar. Nicht ganz ohne diplomatisch raffinierten Unterton heißt es dazu in dem UNO-Papier: "Die Mitglieder der Europäischen Union sprechen gewöhnlich mit einer Stimme." Andere Staaten Mittel- und Osteuropas schließen sich den EU-Positionen immer wieder an. Sprachrohr der Union ist diesmal Dänemark, das derzeit die Präsidentschaft innehat. Unabhängig tritt beim Umweltgipfel die Schweiz auf, die ja bisher nur Beobachterstatus innehat und nicht UNO-Mitglied ist. Damit die Sache nicht zu "einfach" wird, agiert auch Norwegen unabhängig von den anderen Europäern. "G-77 und China" Die Entwicklungsländer werden von der "Gruppe der 77 und China" vertreten, die mittlerweile allerdings bereits 133 Nationen umfasst. "G-77 und China" präsentieren sich laut UNO gewöhnlich mit einheitlichen Positionen in wichtigen Wirtschaftsfragen - aber innerhalb des Blocks bestehen verschiedene regionale Untergruppen, vor allem Afrika, Lateinamerika ("Rio-Gruppe") sowie die Allianz der kleinen Inselstaaten (AOSIS). Nicht vergessen werden darf, dass auch die OPEC-Nationen Teil der "G-77 und China" sind. Derzeit hat Venezuela den Vorsitz und spricht in den Verhandlungen in Johannesburg für alle Mitgliedsländer. Venezuela ist OPEC-Mitglied und stellt den Generalsekretär des Ölkartells. (APA)