Wien - Das Hochwasser in Österreich hat nach einer Schätzung
des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO) rund 7,5 Milliarden Euro
Schaden verursacht. Jeweils zumindest drei Milliarden Euro entstanden
dabei in Niederösterreich und Oberösterreich. In Niederösterreich
sind bis Donnerstag 1.345 Schadensmeldungen eingegangen. Für
Oberösterreich, wo die Bewohner ganzer Ortschaften absiedeln wollen,
kündigte Wasserlandesrat Hans Achatz (F) an, den so genannten
Machland-Damm im Bezirk Perg zu schützen.
Ein Sprecher des WIFO sagte am Freitag zur APA, die Summe von 7,5
Milliarden Euro beruhe auf der Schätzung, die Prof. Helmut Kramer,
der Leiter des WIFO, Anfang dieser Woche der Regierung übermittelt
habe. Darin werde der Schaden auf 3,5 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes (BIP) geschätzt, das sich auf 215 Milliarden
Euro belaufe. 3,5 Prozent wären daher die 7,5 Milliarden Euro.
Drei Milliarden Schaden allein in Niederösterreich
Eine vorläufige Bilanz der Hochwasserkatastrophe in
Niederösterreich zog Landesrat Josef Plank (VP). Erste grobe
Schätzungen in NÖ ergaben etwa drei Mrd. Euro, teilte Plank mit. Im
Bereich der Infrastruktur gehe man derzeit von 500 Mill. Euro und in
der Landwirtschaft von 15 Mill. Euro aus. Unmittelbar an den
Flussläufen seien jetzt keine Hochwasser mehr zu verzeichnen, so der
Landesrat. Im nördlichen Tullnerfeld würde aber noch immer in den
Kellern Hunderter Häuser das Grundwasser stehen. Das Gesamtausmaß des
entstandenen Schadens werde erst mit Abschluss aller Erhebungen zu
beziffern sein.
Im ganzen Land sind derzeit hunderte Kommissionen mit der
Schadenserhebung beschäftigt. Bis Donnerstag gingen 1.345 Meldungen
beim Amt der NÖ Landesregierung ein, mit weiteren Tausenden wird
gerechnet. Das Feuerwehr-Kommando des Landes teilte mit, 47.000
Helfer der Freiwilligen Feuerwehren waren im Einsatz.
Machland-Damm
In Oberösterreich soll nach einer Vorlaufzeit von mehr als zehn
Jahren der bisher größte Hochwasserschutzbau realisiert werden,
kündigte Achatz an: der so genannte Machland-Damm. "Dieser Damm wäre
beim jüngsten Hochwasser ausreichend gewesen, um zumindest die
Gemeinden Mauthausen, Naarn, Mitterkirchen und Saxen zu schützen", so
Achatz.
Der Machland-Damm soll sich auf eine Länge von rund 28 Kilometern
und in unterschiedlicher Form über insgesamt sieben Donaugemeinden
erstrecken, von Mauthausen bis St. Nikola. Er soll bis zu fünf Meter
hoch werden und sozusagen als "Jahrhundert-Damm" selbst gegen eine
künftige "Jahrhundert-Flut" schützen. Die Gestaltung ist
"landschaftsökologisch" geplant, der Damm werde begrünt und dem
Terrain angepasst, so die Experten des Landes bei der
Pressekonferenz. Die Baukosten dürften sich - nach derzeitigem Stand
- auf rund 70 Mill. Euro belaufen.
Bewohner wollen weg
Der OÖ-Wasser-Landesrat gab auch einen Überblick über die bisher
vorliegenden Schäden in seinem Ressort: An öffentlichen Anlagen zur
Wasserversorgung und zur Abwasserentsorgung sowie an
Schutzwasserbauten entstand ein Gesamtschaden von mindestens 35 Mill.
Euro. Durch "weggeschwemmte" und zerstörte Öltanks - allein im Bezirk
Perg waren es mehr als 300 - sind nicht weniger als 1,5 Millionen
Liter Heizöl ausgeflossen. Achatz: "Boden und Gewässer werden dadurch
trotz aufwändiger Maßnahmen der Katastropheneinsatzkräfte
voraussichtlich über Wochen und Monate erhebliche
Schadstoffbelastungen aufweisen".
Nach den Überschwemmungen wollen die Bewohner ganzer Ortschaften
in Oberösterreich wegziehen. Wenn ihnen entsprechend finanziell
geholfen werde, seien sie zur Absiedelung bereit, hieß es. In
Baumgartenberg (Bez. Perg) haben sich in der Ortschaft Pitzing die
Bewohner aller zehn Häuser dafür ausgesprochen, weg zu ziehen. Sie
waren von nahezu allen Hochwässern seit dem Jahr 1954 betroffen. Auch
in der Ortschaft Eizendorf in der Gemeinde Saxen im selben Bezirk
wollen nahezu alle Einwohner weg. Aus 59 von insgesamt 62 Häusern
wollen die Menschen ausziehen.
In Tirol haben die Überschwemmungen einen geschätzten Schaden von
elf Millionen Euro bei Betrieben und Privaten verursacht. Die
Betroffenen könnten mit etwa 50 Prozent Schadenswiedergutmachung
rechnen, erklärte Landeshauptmann Wendelin Weingartner (VP). (APA)