Finanzen & Börse
Weltbörsen fixieren sich auf Charttechnik
Dow Jones kämpft mit 9.000 Punkten, japanischer Nikkei mit 10.000 Zählern - Wenige Impulse, aber keine schlechte Stimmung
Wien - Da derzeit wenige fundamentale Daten die großen
Aktienmärkte bewegen, tritt derzeit immer mehr die Charttechnik, also
das "Verhalten" von Indizes auf dem Papier, in den Vordergrund. So
hat das Durchbrechen der Marke bei 9.000 Punkten im Dow Jones an der
Wall Street die Stimmung beflügelt, auch wenn der Leitindex danach
wieder in die 8.000-er-Zone zurückfiel. Beim wesentlich breiteren
S&P-500-Index verfolgen Analysten mit Spannung, ob er die Woche ober-
oder unterhalb der Marke von 950 Punkten beendet.
Der Verdacht illegaler Bereicherungen durch Topmanager des
weltgrößten Medienkonzerns AOL Time Warner könnten die Stimmung am
US-Markt wieder negativ einfärben, sagte ein Aktienanalyst der Erste
Bank, ansonsten sei das Stimmungsbild aber nicht so schlecht. Nach
einem Bericht der "Financial Times" sollen 15 Führungskräfte,
darunter AOL-Gründer Steve Case und der jetzige Vorstandschef Richard
Parsons, im ersten Halbjahr 2001 Aktien des fusionierten
Medienkonzerns verkauft und dabei 500 Mill. Dollar (512 Mill. Euro)
verdient haben.
Situation angespannt
Die New Yorker Börse befinde sich "in einer höchst spannenden
Situation", befinden die Analysten der Raiffeisen Zentralbank (RZB).
Der steile Abwärtstrend des Dow Jones sei seit Ende Mai noch immer
ungebrochen, auch gäben die jüngsten veröffentlichten
Wirtschaftsindikatoren keinen Grund zur Beunruhigung. Zudem habe der
Markt derzeit offenbar eher ein Ohr für positive Nachrichten, wo
bereits kleine Anlässe recht markante Kursanstiege bewirkten. Da die
RZB von einem "ansehnlichen Wachstum der US-Konjunktur im laufenden
Jahr" ausgeht, empfiehlt sie Schwächephasen zum langfristigen
Positionsaufbau. Der Dow Jones legte im Wochenvergleich bisher (gegen
18.00 Uhr) um 2 Prozent zu, während der Index der Technologiebörse
Nasdaq fast 3 Prozent im Plus lag.
Der Nasdaq-Index begann nach einer Erholungsphase seit Ende Juli
wieder die Tiefstände zu testen. Zuletzt unterstützten positive
Quartalszahlen von Cisco Systems die Kurse. Zwar dürften die Tiefs
vorerst überwunden sein, mit kurzfristigen Rückschlägen sei aber
jederzeit zu rechnen. Auf Sicht von 12 bis 18 Monaten seien spürbar
höhere Kursen zu erwarten.
Deutscher Markt profitiert von Lufthansa-Zahlen
Der deutsche Markt profitierte in der abgelaufenen Woche von den
guten Lufthansa-Halbjahreszahlen, der DAX rückte im Wochenverlauf
mehr als 4 Prozent ins Plus. Auch das übrige Europa zeigte sich von
der festen Seite: Der Londoner FT-SE100 verbesserte sich bis 17.45
Uhr um 1,6 Prozent, der EuroStoxx-50 um 4,3 Prozent und der Nemax am
Neuen Markt sogar um 6,7 Prozent.
Der japanische Nikkei blieb einmal mehr hinter der Entwicklung der
anderen Weltmärkte zurück und schloss nach einem kurzen Test der
10.000-Punkte-Marke bei 9.867 Zählern, um 0,8 Prozent über dem
Vorwochenschluss. Unter anderem Abschichtungen internationaler
Investoren hätten sich ausgewirkt, hieß es. Zu einer Belebung könnte
es am Freitag mit der Veröffentlichung mehrerer wichtiger
Konjunkturdaten kommen. (APA)