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apa/techt

Innsbruck/Wien - "Der österreichische Kinomarkt hat aus den Fehlern in Wien gelernt", sagt Kurt Kaufmann, Geschäftsführer des Fachverbands für Lichtspieltheater der Wirtschaftskammer.

In der Hauptstadt wurden in den letzten drei Jahren neun Großkinos errichtet und eines, das von Baumeister Richard Lugner, ist im Bau. "Es wurden innerhalb kürzester Zeit zu viele Kinozentren in zu kleinen Einzugsgebieten gebaut", analysiert RegioPlan nach einer Befragung ostösterreichischer Kinokunden. So stiegen die Ausgaben der Kinobesucher seit 1998 zwar um beachtliche sieben Prozent, "jedoch nicht annähernd so schnell wie das Angebot".

"Ausländische Betreiber saßen vor ihren Zahlen, entdeckten Potenzial in Wien, überlegten nicht lang und entschieden: ,Hier investieren wir'", erklärt ein Brancheninsider dem STANDARD zu dieser Entwicklung.

2001 war Wien, trotz des Sterbens einiger Innenstadtkinos, auf dem historischen Höchststand von 37.400 Sitzplätzen. Doch "bereits 30.000 wären für Wien viel zu viel", sagt Kurt Schramek, Obmann des Kino-Fachverbandes der Stadt und Besitzer des Burg-Kinos. Ob nach der Schließung des Cine-Star am Wienerberg noch weitere Kinozentren in Gefahr geraten werden, sei zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich zu sagen, so Schramek weiter. Denn "selbst ein unrentabler Standort muss für einen internationalen Konzern kein Schließungsgrund sein."

Länder ausgeglichener

Auch in den Bundesländern geht der Trend zu "gut durchdachten Kinozentren mit einem Mix aus Entertainment, Gastronomie und Unterhaltung", so Wolfgang Richter von RegioPlan. Vor allem in den Landeshauptstädten ist ein harter Verdrängungswettbewerb entstanden, sodass auch hier viele kleine Kinos schließen mussten. "Einen Multiplex-Boom wie in Wien hat es aber nicht gegeben", so Kurt Kaufmann.

Nichtsdestotrotz sind auch in den Landeshauptstädten durchgehend Überkapazitäten vorhanden, eine gegenseitige Verdrängung unter den Großkinos wie in Wien sei aber nicht abzusehen, meint Georg Mayrhofer, Kino-Obmann der Wirtschaftskammer Tirol.

Zwar sei er generell gegen allzu straffe Bestimmungen, die Errichtung mancher Wiener Kinos sei allerdings der Stadt "schon fast als Bausünde anzukreiden". Sein Salzburger Kollege Ferdinand Morawetz ist vor allem über die fehlende Bereitschaft der Politik enttäuscht, die sterbenden Kleinkinos großzügiger zu subventionieren.

Insgesamt kann man sich überall über ein Plus an Besucherzahlen freuen. Österreichweit werden, ähnlich wie im Rekordjahr 2001, knapp 19 Mio. Kinobesucher erwartet. (Nikolaus Jilch/DER STANDARD, Printausgabe, 24.8.2002)