Berlin - Der Biograph von Abu Nidal glaubt nicht an die Angaben des Irak über einen Selbstmord des palästinensischen Terrorführers. Die offizielle Version Bagdads bezeichnete der britische Nahost-Experte Patrick Seale in der Zeitung "Welt am Sonntag" als "völligen Blödsinn". Seale hält es auch für "unmöglich", dass Abu Nidal illegal in den Irak eingereist und erst vor kurzem entdeckt worden sei. Stattdessen habe der Irak Abu Nidal jahrelang Wohnungen sowie Ausbildungslager zur Verfügung gestellt, berichtete Seale. In den letzten Monaten sei der Polizeischutz für ihn allerdings "demonstrativ gelockert worden", um palästinensischen Feinden Abu Nidals die Gelegenheit zu geben, "alte Rechnungen zu begleichen". Ob bei der Ermordung auch irakische Agenten beteiligt waren, sei unklar. Der Tod von Abu Nidal passe aber in das "politische Konzept" des Irak: "Sie wollten den Amerikanern nicht noch einen zusätzlichen Vorwand liefern, um mit der 'Terroristenbürste' behandelt zu werden." Der Orientalist Seale veröffentlichte vor zehn Jahren die Biographie "Händler des Todes" über Abu Nidal. Darin versuchte er dessen Kontakte zu arabischen Geheimdiensten nachzuweisen.(APA)