Alpbach - Die Pläne von Infrastrukturminister Mathias
Reichhold (F) zur Neuorganisation der Forschungsförderungslandschaft
in seinem Ressortbereich machen dem österreichischen Spitzenphysiker
Anton Zeilinger Angst. "Wenn ich höre, dass alles zusammengefasst
werden soll, bekomme ich Angst", sagte der Vorstand des Instituts für
Experimentalphysik der Universität Wien Freitag Abend bei den
Alpbacher Technologiegesprächen.
Speziell in Sorge ist Zeilinger um den Fonds zur Förderung der
wissenschaftlichen Forschung (FWF), für den es ein Segen sei, dass
derzeit niemand von Außen Einfluss nehmen könne. Der Fonds fördert
primär die Grundlagenforschung an den Universitäten und soll nach den
bisher bekannt gewordenen Plänen - gemeinsam anderen
Forschungsförderungseinrichtungen - in einer "Gesellschaft des Bundes
für Innovation" zusammengefasst werden. Ein entsprechender
Gesetzesentwurf, von Reichhold als "mutiger Vorschlag" bezeichnet,
ist derzeit in Vorbereitung und soll noch in diesem Jahr beschlossen
werden.
Zeilinger fordert Flaggschifforganisation
Zeilinger forderte bei der Diskussionsveranstaltung zum Thema
"Zukunft der Technologie - Zukunft der Gesellschaft" für Österreich
eine "Flaggschifforganisation, eine Spitzenforschungeinrichtung".
Diese könne als Graduiertenuniversität oder als Institute for
Advanced Studies organisiert sein und sollte für alle Richtungen
offen sein, nicht nur für die Naturwissenschaften.
Weil man die Zukunft nicht vorhersagen könne, habe man nur die
Chance, offen für sie zu sein und die jungen Leute bestmöglich
auszubilden. Seitens der Politik würde immer wieder die Forderung
gestellt, Österreich solle doch wieder einen Nobelpreisträger
hervorbringen. Was fehle, seien aber die politischen Konsequenzen aus
dieser Forderung. Wichtig bei der von ihm vorgeschlagenen
Spitzenforschungseinrichtung sei, dass sie nicht zielorientiert sein
dürfe, "aber knallhart leistungsorientiert". Auch die Inhalte dürften
von niemanden vorgegeben werden, außer durch die Wissenschaft selbst.
Mit einer solchen Einrichtung würde auch das Bild der Wissenschaft
in der Öffentlichkeit verbessert. Und es würde positive Leitbilder
vor allem für junge Menschen geben - eine Möglichkeit für den
Physiker, die drohende Forscher-Lücke zu füllen. Geld genug gebe es
dafür, das ansprechbar wäre, ist Zeilinger überzeugt. "Warum soll man
so immer nur Fußballstadien oder Fußballmannschaften finanzieren."(APA)