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Semper-Oper mit ungewolltem Spiegelbild

Foto: APA/dpa/Jens Buettner
Dresden/Halle - Die Flutkatastrophe hat auch herausragende Kulturstätten in Sachsen und Sachsen-Anhalt in Mitleidenschaft gezogen. Dresden muss in den kommenden Monaten auf seine Aushängeschilder verzichten: Die Semperoper und die Gemäldegalerie Alte Meister im Zwinger bleiben vorerst geschlossen. Betroffen ist auch der Wörlitzer Park bei Dessau, während das Bauhaus und die Lutherstätten in Wittenberg verschont blieben - obwohl Kunstwerke in Sicherheit gebracht werden mussten. Die 1871 bis 1878 erbaute Semperoper - eines der schönsten Opernhäuser der Welt - kam trotz Überflutung der Unterbühne und des Kellerrestaurants mit kleinen Blessuren davon. Unter Wasser dagegen stand das moderne Funktionsgebäude. Das Ausmaß der Zerstörung der Technik ist unklar, sagt Verwaltungsdirektor Roland Benecke. Aus dem Keller des Neubaus wird noch immer das schmutzige Nass gepumpt, immer mit sinkendem Grundwasserpegel, um die Statik nicht zu gefährden. Künstler und Mitarbeiter haben den schon hart werdenden Schlamm inzwischen aus den Büros entfernt. Die Oper sucht nun nach Interims-Spielstätten und berät, wie der Premierenplan gehalten werden kann. "In den nächsten 14 Tagen wissen wir genauer, wie lange die Oper nicht spielfähig ist", berichtet Benecke. Die Verluste für das Haus, das jährlich rund 17 Millionen Euro an Einnahmen bringen muss, belaufen sich pro Woche auf 300.000 bis 500.000 Euro. Im Zwinger vernichtete das Wasser die Technik und die gesamte Restaurierungs-Werkstätte für die Gemälde. Am Donnerstag waren die letzten, im Depot unter die Decke gehängten Großformate und Rollenbilder der Gemäldegalerie Alte Meister geborgen worden. Generaldirektor Martin Roth schaut nach vorn: "Wir erleben eine unglaubliche Hilfewelle." Zahlreiche Museen hätten Hilfe angeboten und die Leute wollten Geld spenden, so dass die Werkzeuge und Materialien zur Restaurierung der Bilder schnell wieder ersetzt seien. Schon seit Tagen ist im Wörlitzer Park wegen des Hochwassers kein Museumsbetrieb möglich. Normalerweise besuchen etwa 900.000 Menschen pro Jahr das 112 Hektar große Gelände. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau hatte es im 18. Jahrhundert errichten lassen. Heute gehört es zum UNESCO- Weltkulturerbe. Neben den Schlossanlagen erwartet die Besucher ein Meisterwerk der Gartenarchitektur mit Labyrinthen, Häuschen, Grotten, Seen und Bachläufen. Diese sind durch steigendes Grundwasser angeschwollen, Wege wurden überspült und Bäume stürzten um. Der Direktor der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Thomas Weiss, beziffert den Schaden auf mindestens zehn Millionen Euro. "Es sind aber längst noch nicht alle Schäden sichtbar, weil das Hochwasser noch lange nicht vorüber ist." (APA/dpa)