Deutschland
Tipps von Parteikollegen für Fernsehduell
Stoiber wird zu sachbetonter Auseinandersetzung geraten - Warnung an den Kanzler, den Gegner zu unterschätzen
Berlin - Vor dem mit Spannung erwartetem ersten TV-Duell
zwischen dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und
seinem Herausforderer Edmund Stoiber von der Union am Sonntagabend
die Kontrahenten Tipps von Parteikollegen erhalten, die die beiden
Politiker aus der Landespolitik kennen. Unterdessen beharrte FDP-Chef
Guido Westerwelle darauf, bei der nächsten Fernseh-Redeschlacht in
zwei Wochen dabei zu sein. Der niedersächsische CDU-Chef Christian Wulff, der vor der
Landtagswahl 1998 das einzige TV-Duell mit dem damaligen
Ministerpräsidenten Schröder ausfocht, riet Stoiber im Berliner
"Tagesspiegel" (Sonntagsausgabe) zu einer sachbetonten
Auseinandersetzung. Wer Schröder mit Fakten konfrontiere, könne
demonstrieren, dass der Kanzler "nur auf Wirkung" bedacht sei. Die
ehemalige bayerische SPD-Vorsitzende Renate Schmidt warnte Schröder
in der "Bild am Sonntag" davor, Stoiber zu unterschätzen. Dem
bayerischen Ministerpräsidenten falle es zwar schwer, frei zu reden
und auf den Punkt zu kommen, dafür habe er aber die Zahlen und Fakten
im Kopf.
Westerwelle will mit dabei sein
"Wenn Schröder und Stoiber einen Fehler machen, verlieren sie
möglicherweise die nötigen Punkte für den Wahlsieg", zeigte sich
RTL-Moderator Peter Kloeppel im Kölner "Express" vom Samstag
überzeugt. Schließlich gebe es 30 bis 40 Prozent Wahlunentschlossene.
"Für die kann entscheidend sein, was im TV-Duell passiert." Kloeppel
und N-24-Chefredakteur Peter Limbourg moderieren die Begegnung.
"David muss gegen Goliath wenigstens antreten dürfen", sagte der
FDP-Vorsitzende Westerwelle der "Berliner Zeitung" (Montagsausgabe).
ARD und ZDF seien stärker als die Privatsender an das Parteiengesetz
gebunden. "Sie haben den Parteien Chancengleichheit zu gewähren."
Westerwelle will beim von den öffentlich-rechtlichen Sendern
übertragenen zweiten TV-Duell am 8. September teilnehmen.
SPD-Stiegler: "Wir legen kräftig zu"
SPD-Fraktionsvorsitzender Ludwig Stiegler sieht seine Partei in
der Wählergunst im Aufschwung: "Der Wendepunkt ist erreicht, wir
legen kräftig zu", sagte Stiegler der Koblenzer "Rhein-Zeitung". Die
Flutkatastrophe habe gezeigt, dass die rot-grüne Bundesregierung
einer solchen Herausforderung gewachsen sei. Einen weiteren Schub
erwarte er von den beiden TV-Duellen, fügte Stiegler hinzu. Dazu
sagte SPD-Generalsekretär Franz Müntefering dem Bremer "Kurier am
Sonntag", die Auswirkungen würden sich "ganz sicher nicht in
Prozenten am Wahltag messen" lassen. (APA)