Preßburg - Nicht nur in Deutschland, auch in der Slowakei ist der Wahlkampf in die entscheidende Phase getreten. In einer Fernsehdiskussion stellten sich Ministerpräsident Mikulas Dzurinda von der Slowakischen Demokratischen und Christlichen Union (SDKU) und Robert Fico von der Partei "Smer" (Richtung) am Sonntagabend der Öffentlichkeit. Mit Ausnahme des angestrebten Beitritts zu EU und NATO waren beide Politiker in praktisch allen wichtigen Fragen unterschiedlicher Meinung.Integrationspolitik So warb Dzurinda dafür, dass nur eine Fortsetzung seiner Mitte-Rechts-Regierung die eingeleitete Integrationspolitik sicherstellen würde. Zugleich verwies er auf die seit seinem Amtsantritt 1998 eingeleiteten Reformen. Fico widersprach dem und meinte, die Regierung Dzurinda sei für die "gegenwärtige Misere des Landes" verantwortlich. Daher müsse ein Machtwechsel erfolgen. Er könne sich auch keine Koalitionsvariante vorstellen, in der Dzurinda und der gegenwärtige Wirtschaftsminister Ivan Miklos wieder Regierungsämter übernehmen würden. Koalition Mit wem er gegebenenfalls eine Regierung bilden würde, ließ Fico freilich offen. Aber er nannte Bedingungen seiner Partei für eine Koalition. Dazu zählt die Forderung nach einer Offenlegung der Herkunft privaten Eigentums in der Wirtschaft. Dzurinda erwiderte, dies sei eine "reine Finte", da schon die jetzige Gesetzeslage die Prüfung der Rechtmäßigkeit des Eigentumserwerbs zulasse. Fico kritisierte die Privatisierungspolitik der Regierung Dzurinda heftig. Einige Entscheidungen in diesem Zusammenhang "gleichen einem Landesverrat". "Smer" sei nicht prinzipiell gegen die Privatisierung, aber der Staat müsse die Fähigkeit und Möglichkeit zu regulierenden Eingriffen behalten. Dzurinda bezeichnete die Aussagen Ficos als "Phrasen ohne realen Inhalt". Fico hingegen konterte, seine Bewegung sei "die Partei des dritten Weges". Umfragen Nach den Umfragen könnte "Smer" bei der Parlamentswahl am 20. und 21. September hinter der Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS) des früheren Ministerpräsidenten Vladimir Meciar an die zweite Stelle kommen. Eine Zusammenarbeit mit Meciar persönlich hat Fico aber mehrfach ausgeschlossen. Seine Forderung nach einer Offenlegung von Vermögen entspricht zudem zwar einem weitverbreiteten Missmut in der Bevölkerung, dürfte aber gerade in der HZDS auf wenig Freude stoßen. Führende Vertreter der Meciar-Partei sollen in den bereits drei Amtszeiten des früheren Ministerpräsidenten seit 1990 auf nicht immer ganz transparenten Wegen zu beträchtlichem Besitz gekommen sein. Die Partei Dzurindas hingegen muss bei der Wahl mit einer schweren Niederlage rechnen. Trotz der außenpolitischen Erfolge der Regierung, die das Land aus der internationalen Isolation führte, werden ihr von der Bevölkerung die schlechte Wirtschaftslage und die enorme Arbeitslosigkeit von fast 20 Prozent angelastet. Nur die allseitigen schweren Vorbehalte gegen Meciar halten sie noch im politischen Spiel. (APA)