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Foto: EPA/Mettelsiefen
Wären Quoten gleich Wählerströme, die SPD und Gerhard Schröder hätten die deutsche Bundestagswahl schon gewonnen. 14,84 Millionen Deutsche verfolgten das Fernsehduell Schröder gegen Edmund Stoiber, so viel wie im Schnitt bei einem Fußballländerspiel mit deutscher Beteiligung. Gleich 9,38 Millionen verfolgten den Auftritt allerdings bei RTL, was dem Sender einen Marktanteil von 27,9 Prozent verschaffte. Sat.1 kam auf 16,4. Fernsehen ist in Deutschland Standortpolitik und so haben beide Sender auch eine Färbung: Sat.1 aus dem inzwischen zerbröselnden TV-Konzern des konservativ-katholischen Leo Kirch hat seinen Sitz in München. Entsprechend schwarz die Schlagseite im Land des bürgerlichen Herausforderers und bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber. Das schlug sich denn auch in der Wiederaufbereitung des Duells am Sonntagabend nieder. Mit deutlichem Schwerpunkt diskutierten dort etwa eine Meinungsforscherin vom bürgerlichen Allensbacher Institut für Demoskopie und sogar Stoibers Wirtschaftsexperte und Minister in spe, Lothar Späth. Schröder deutlich freundlicher gesinnt: RTL aus Köln. Nordrhein-Westfalen ist sozialdemokratisch regiert, der von einer Vielzahl Österreichern geführte Sender aus dem Bertelsmann-Konzern wird von jeher dieser Reichshälfte zugeordnet. So besprachen sich dort auch - unterfüttert von zahlreichen Schröder-Clips aus dem Duell - Spiegel-Chef Stefan Aust und Friedrich Nowottny, Exchef des öffentlich-rechtlichen, der SPD zugerechneten WDR. (fid/DER STANDARD, Printausgabe vom 27. 8. 2002)