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Portland/Santa Barbara - Eine dreißig Jahre alte Theorie über die Kletterkunst der Geckos gehört der Vergangenheit an. Sie erklärte die große Haftkraft der Echsenfüße mit dem Haften von Wassermolekülen. Nun gelang Forschern der Nachweis, dass sie auch nicht an chemischer Bindung, sondern schlicht an der Geometrie der Haarspitzen an den Füßen liegt. Deren Haftkraft lässt die Echse selbst blank poliertes Glas mit einem Meter pro Sekunde hinaufrasen. Bekannt war bisher, dass die Erklärung in den Millionen mikroskopischer Härchen an jedem Fuß stecken müsste. Ein solches Härchen ist gerade 100 Millionstel Meter kurz. An der Spitze verzweigt es sich in eine Tausendschaft noch feinerer Härchen von 200 Milliardstel Meter Durchmesser. Dieses Aufsplitten ermöglicht eine hohe Kontaktdichte. Mit einer Million dieser Milliarden Härchen könnte ein 20-Kilo-Kind gehoben werden, mit allen Kontaktpunkten auf einmal satte 140 Kilogramm. Das Rätsel, wie die Geckos dies schaffen, ist nun so gut wie gelöst: Kellar Autumn, Biologe am Lewis and Clark-College in Portland (Oregon), unterstellte die Van-der-Waals-Theorie, derzufolge sich die Haftung durch Unterteilung der Oberfläche in kleinere Erhebungen erhöhen lässt. Demnach wäre die Geometrie für die Haftkraft in den Härchen entscheidend. Basierend auf der Van-der-Waals-Theorie prognostizierte ein mathematisches Modell der Uni Kalifornien in Santa Barbara, welche Größe und Form die Härchen für maximale Haftkraft haben müssten. Danach fabrizierten Biologen in Berkeley Härchenenden aus zwei verschiedenen Materialien. Beide hafteten, wie prognostiziert. "Damit haben wir gezeigt", sagt Autumn, "dass es an der Geometrie liegt. Wir können nun die zugrunde liegenden Prinzipien nützen und einen Trockenkleber entwickeln, der eine Oberfläche in kleine Erhebungen herunterbricht - auch in Vakuum und unter Wasser." (rosch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. 8. 2002)