Vor dem UN-Gipfel für nachhaltige Entwicklung ist die südafrikanische Polizei mit aller Härte gegen eine nicht genehmigte Demonstration von Globalisierungsgegnern vorgegangen: Sicherheitskräfte stoppten am Samstag in Johannesburg gewaltsam einen Marsch von rund 500 Globalisierungsgegnern. Mindestens neun Mitglieder der Umweltorganisation Greenpeace wurden am Samstag von der Polizei festgenommen. Die Aktivisten hatten beim einzigen südafrikanischen AKW in der Nähe von Kapstadt gegen Atomenergie in Afrika protestiert.Ökologische Wiedergutmachung Die deutsche Delegation kommt mit einem ruhigen Klima-Gewissen nach Johannesburg. Denn für den UN-Gipfel hat das Bundesumweltministerium eine Maßnahme der ökologischen Wiedergutmachung ausgetüftelt. Die Emissionen, die die 180 Teilnehmer der deutschen Delegation durch den Flug ins südliche Afrika, durch den Transport und ihren Konsum vor Ort verursachen, werden kompensiert und in Südafrika in Energiesparmaßnahmen umgesetzt. Die Klimaschützer im Umweltministerium haben errechnet, dass jeder deutsche Teilnehmer für die Dienstreise nach Johannesburg etwas mehr als sieben Tonnen Treibhausgase, vor allem Kohlendioxid, in die Luft bläst. Um diese Klimabelastung auszugleichen, so Klimaexperte Franz-Josef Schafhausen, "haben wir für etwa 1200 Tonnen CO Emmissionsrechte gekauft, die Tonne zu etwa acht Dollar." Die Rechte werden dann in Südafrika "stillgelegt". Für etwa 10.000 US-Dollar werden bei Neubauten in den Townships bei Johannesburg die Häuser mit besserer Wärmedämmung und Energiesparlampen ausgestattet. Überwacht wird das Vorhaben von einer südafrikanischen Universität. Der Klimadeal lohnt sich vor allem politisch. Die deutsche Delegation will ihre Vorreiterrolle in Sachen Umweltschutz demonstrieren. Schließlich sind nach Angaben der Entwicklungsorganisation Germanwatch im ersten Halbjahr 2002 die deutschen CO-Emissionen um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken - dem milden Wetter und der flauen Konjunktur sei Dank. Der Vorwurf der südlichen Entwicklungsländer, der Norden breche seine Versprechen, ist eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer Einigung in Johannesburg. Der gesamte Gipfel wird nach Berechnungen des Klimabündnisses Johannesburg Climate Legacy zwischen 290.000 und 350.000 Tonnen CO produzieren - so viel wie eine deutsche Kleinstadt mit 30.000 Einwohnern im ganzen Jahr. 94 Prozent der Belastung stammt von den Flügen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 8. 2002)