Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters/Gentile
Johannesburg - Mit dem Schwerpunkt Landwirtschaft haben die Delegierten am zweiten Tag des UNO-Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg ihre Beratungen wieder aufgenommen. Bei den Verhandlungen seien weiterhin auch Biotechnologie und Gentechnik mit im Spiel, die vor allem seitens der FAO (UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation) als Lösungsmöglichkeiten im Kampf gegen den Welt-Hunger eingebracht würden, berichtete Iris Strutzmann von Global 2000. Das Potenzial Im Landwirtschafts-Panel habe es beispielsweise geheißen, Biotechnologie als solche sei nicht zu verurteilen. FAO-Vizedirektor Hartwig de Haen formulierte es in einem Statement in Johannesburg folgendermaßen: "Biotechnologie besitzt ein Potenzial für die Erhöhung der Produktivität auf nachhaltige Weise, erfordert allerdings eine je nach Fall individuelle Abwägung möglicher Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt." Insbesondere könnten Gentechnik-Projekte im Rahmen von privatwirtschaftlichen Partnerschaften zur Realisierung von Umwelt- und Sozialzielen bei der Unterstützung von Entwicklungsländern realisiert werden. Die Verhandlungen zur Definition der Regeln für diese "Partnerships" starten am Mittwoch. Strutzmann: "Es ist vorerst absolut nicht klar, ob da die Biotechnologie als Option nicht auch hier drinnen bleibt." Landwirtschaft im Kontext Bei den Gesprächen sollte es am Dienstag in Johannesburg auch um die Probleme gehen, die Entwicklungsländern durch die Agrarsubventionen in Europa und den USA entstehen. Zudem "hängt die Frage des Marktzuganges für Entwicklungsländer in der Luft", so Strutzmann. Vermutlich werde dieser Themenkomplex quasi auf die nächste WTO-Landwirtschaftsrunde in Doha im März 2003 "vertagt". Ebenfalls stark bedroht scheint die Fixierung eines Passus über die "Verantwortung der Wirtschaft" für soziale und ökologische (Aus-)Wirkungen ihrer Tätigkeit. Im Textentwurf für die Konferenz von Johannesburg noch enthalten, dürfte der Absatz nach Einschätzung der Global 2000-Vertreterin wohl aus dem akkordierten Text herausfallen und somit nicht Teil der "politischen Deklaration" von Johannesburg werden. Strutzmann: "Das wäre ein Rückschritt." Angebot und Ablehnung Die USA haben indessen dem südlichen Afrika kostenlose (Gen-)Maislieferungen in großem Umfang angeboten. Mehrere Länder lehnen die umstrittenen Produkte jedoch ab, ebenso die nichtstaatlichen Entwicklungshilfe- und Umweltorganisationen. Weltbank setzt Kommission zu Gen-Food-Risiken ein Die Weltbank hat am Rande des UN-Weltgipfels für November die Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung der Risiken durch Gen-manipulierte Pflanzen angekündigt. Die Kommission, die auch andere wissenschaftliche Methoden zur Ausweitung der Agrarproduktion begutachten soll, wird nach Angaben vom Donnerstag erstmals in Dublin tagen. Am Vortag hatte die Generaldirektorin der UN-Weltgesundheitsorganisation WHO, Gro Harlem Brundtland, den Einsatz gen-manipulierter Pflanzen verteidigt. Es gebe keine dokumentierten negativen Auswirkungen auf die Gesundheit. Das Thema ist zur Zeit vor allem im südlichen Afrika sehr umstritten, weil die USA mehreren von einer Hungersnot bedrohten Ländern der Region gen-manipulierte Nahrungsmittel spenden wollen. (APA)