Streaming & TV
Krise des Pay-TV erschüttert Europas Fußball-Ligen
"Ohne Fußball geht es im Pay-TV nicht" - Lage normalisiert sich
Die Spitzenclubs der deutschen
Fußball-Bundesliga leiden unter der Fernseh-Krise weniger als die
europäische Konkurrenz. So schwimmt zum Beispiel Rekordmeister Bayern
München gegen den Strom. Die Verpflichtungen von begehrten Stars wie
Michael Ballack und Ze Roberto wären vor einigen Jahren gegen die
finanzstarken Rivalen aus Italien und Spanien für den deutschen
Branchenführer kaum möglich gewesen. Doch mit dem Zusammenbruch der
TV-Märkte in Europa hat sich die Lage verändert. Besonders die Krise
im "Bezahlfernsehen" hat enorme Auswirkungen."Ohne Fußball geht es im Pay-TV nicht"
"Ohne Fußball geht es im Pay-TV nicht. In allen Ländern ist
Fußball das Thema Nummer eins und mehr als zwei Drittel aller
Abonnenten haben sich einen Decoder wegen der Fußballübertragungen
gekauft", erklärt Hartmut Zastrow, Vorstand des Kölner
Marktforschungs-Institutes Sport + Markt.
Lage normalisiert sich
In der Vergangenheit waren die Rechtepreise explodiert, jetzt
normalisiert sich die Lage. Angespannt ist vor allem die Situation in
Italien und Spanien. In der italienischen Serie A wurde der Ligastart
um zwei Wochen verlegt, weil sich Clubs und verschiedene TV-Sender
nicht einigen können. Die Abo-Kanäle Telepiu und Stream sind in der
Krise: Sie produzieren enorme Defizite, eine geplante Fusion wurde
aber bisher vom Kartellamt abgelehnt.
Verschiedene Plattformen, unterschiedliche Technik und Schwarzseher
"Italien ist ein Fass ohne Boden. Zwei verschiedene Plattformen
mit unterschiedlicher Technik, dazu kommt die dezentrale Vermarktung
und ein überdimensionales Schwarzseher-Problem", beschreibt
Premiere-Sportchef Carsten Schmidt die Lage. In Spanien hat sich die
Situation ebenfalls zu Ungunsten der Vereine verändert. Die
Konkurrenz auf dem Markt, die die Preise hoch trieb, ist nicht mehr
vorhanden. Der Anbieter Quiero ist pleite, und die beiden anderen
Kanäle, Via Digital und Canal Satelite Digital, haben fusioniert.
Auch Canal plus macht Verluste
In Frankreich hat das Bezahlfernsehen zwar die längste Geschichte,
aber Canal plus dürfte nicht mehr als die bisherigen 4,6 Millionen
Abonnenten erreichen. Trotzdem macht der Sender Verluste, weil die
Rechtekosten unter anderem für Fußball zu hoch sind. In England
verzögert sich die Krise, da der Vertrag für die Premier League noch
ein Jahr läuft. Doch das Sparen hat schon begonnen, auf dem
Transfermarkt wurden bisher nur 170 Millionen Euro ausgegeben. Im
Vorjahr waren es noch 437,5 Millionen Euro gewesen.
Alleinunterhalter Murdoch
Murdochs Bezahlkanal BSkyB hat in England 5,7 Millionen Kunden und
ist nun Alleinunterhalter in diesem Bereich. Denn die Konkurrenz, der
Kabelanbieter NTL und ITV Digital, hat sich aus diesem Geschäftsfeld
zurückgezogen. Vor allem in den Profiligen unterhalb der Premier
League sind deshalb zahlreiche Clubs vom Konkurs bedroht.
"Kosten gesenkt"
Im Vergleich zu den anderen TV-Märkten scheint der deutsche noch
stabil zu sein. Aber auch die Bundesligisten müssen nach der
Kirch-Pleite auf 20 bis 30 Prozent der ursprünglichen
Fernseh-Einnahmen verzichten. 290 Millionen Euro pro Saison stehen
den Vereinen zur Verfügung. Viel hängt von der Zukunft des Pay
TV-Senders Premiere ab. "Wir haben jetzt 2,4 Millionen Abos, bis Ende
des Jahres sollen es 2,5 Millionen werden. Unser neues
Fußball-Angebot wird angenommen und die Kosten wurden gesenkt", meint
Sportchef Schmidt zuversichtlich. (APA/dpa)