Für Außenstehende ist das rege Interesse von "Bild" und "Welt" kaum nachvollziehbar, mit dem sich die eher konservativ ausgerichteten Blätter des Springer-Verlages seit einigen Tagen dem WAZ-Konzern widmen. "Machtkampf! Dramatischer Linksruck der WAZ?", titelte das Boulevardblatt "Bild" am Donnerstag. Am Montag brachte die "Welt" die Schlagzeile "WAZ plant Übernahme des Springer Verlags - Kanzler-Vertrauter Hombach strebt neuen Medienkonzern an" auf ihrer Titelseite. Am Dienstag wurde Verlagssprecherin Edda Fels in der "Welt" deutlicher: "Die Verlegerin Friede Springer hat bereits erklärt, dass die WAZ nicht zu uns passt."Hintergrund für die Offensive sind Verkaufsgespräche des WAZ-Konzerns mit der insolventen Kirch-Gruppe, die kurz vor dem Abschluss stehen. Die WAZ, in Österreich an "Krone" und "Kurier" beteiligt, will von Kirch den 40-Prozent-Anteil am Springer-Verlag. Wird keine Einigung beim Preis erzielt - die WAZ bietet 800 Miillionen, Kirch will eine Milliarde Euro -, fällt der Anteil Anfang September als Pfand an die Deutsche Bank. Verlegerin Friede Springer kämpft noch an einer weiteren Front: Am Montag kam es zu einem Gerichtstermin, den die Enkel von Verlagsgründer Axel Springer - Axel Sven und Ariane - gegen die Stiefgroßmutter angestrengt hatten. Die Nachfahren fürchten, dass die fünfte Frau Springers sie hinausdrängen will. Eine Klage wurde abgewiesen, die andere ausgesetzt. Aber schon bald gibt es ein neues Familientreffen vor Gericht, weil Friede Springer die Enkel ihres verstorbenen Mannes gerichtlich zwingen will, einen neuen Vertrag zu akzeptieren. (Alexandra Föderl-Schmid/DER STANDARD, Printausgabe vom 28. 8. 2002)