Deutschland
Unionsparteien erstmals über 40 Prozent
SPD legt im Osten zu - Wahlkampf wird rauer
Frankfurt/Main - Die deutschen Unionsparteien CDU/CSU
haben erstmals in diesem Jahr in einer Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Allensbach die Marke von 40 Prozent
überschritten. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" im Voraus aus
ihrer Dienstagausgabe meldete, würden derzeit 40,1 Prozent der
Befragten für die Union stimmen, "wenn am nächsten Sonntag
Bundestagswahl wäre". Die SPD legte um einen Prozentpunkt auf 32,9
Prozent zu. Die FDP verlor 1,2 Prozentpunkte, die Grünen büßten 0,2
Punkte ein. Damit liege die rot-grüne Koalition hinter einem
möglichen Bündnis von Union und FDP. Wie die "FAZ" weiter berichtete gibt es eine auffallend starke
Zunahme der SPD im Osten. Dort hätten die PDS und die "sonstigen"
Parteien, aber auch die FDP an Zustimmung verloren - ein deutliches
Zeichen der Folgen des Hochwassers, schreibt das Blatt. In den
westlichen Bundesländern gebe es eine solche Hinwendung zur SPD
nicht.
Die Allensbacher Meinungsforscher sehen sich auch durch die
Reaktionen auf das Fernsehduell zwischen Bundeskanzler Gerhard
Schröder und seinem Herausforderer Edmund Stoiber bestätigt: Selbst
der Popularitätsvorsprung Schröders erweise sich auf den zweiten
Blick als brüchig. Der Abstand zwischen den beiden Kandidaten habe
sich verringert, werden die Demoskopen zitiert. Die Umfrage unter
etwa 2.000 repräsentativ ausgewählten Personen wurde am 25. August
abgeschlossen. Am Abend dieses Tages fand das erste TV-Duell
Schröder-Stoiber statt.
Stoiber warnte unterdessen vor schweren sozialen Konflikten im
Fall eines Fortbestands der rot-grünen Bundesregierung nach der Wahl
am 22. September. Auf einer Wahlkampfkundgebung in Frankfurt am Main
verschärfte der CSU-Chef am Dienstagabend die Tonart seiner Angriffe.
Vor rund 5.000 Anhängern sagte Stoiber, Deutschland habe heute die
höchsten Aufwendungen für soziale Leistungen in ganz Europa. Wenn die
Bundesrepublik aber weiter Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum
bleibe, könne es diesen sozialen Standard auf Dauer nicht halten. Die
Folge wären "soziale Konflikte, die sich gewaschen haben" und eine
Radikalisierung, die niemand wolle.
Schröder lobte bei einer Wahlkampfveranstaltung am Dienstag in
Bremen die Kompetenz seiner Regierung in der Umweltpolitik. Die
Hochwasserkatastrophe lehre, dass die Balance zwischen Ökonomie und
Ökologie Leitlinie der Politik sein müsse. Dies beherrsche die
rot-grüne Koalition im Unterschied zur Opposition. Er griff Stoiber
und sein Team scharf an: "Mit Rezepten von vorgestern und Personal
von gestern kann man keine Politik für heute machen", sagte Schröder.
"Es fehlt nur noch, dass sie Helmut Kohl zum Jugendminister
ernennen." (APA/AP)