Nord- und Südkorea nehmen Wirtschaftsgespräche auf
Hauptthema ist der Bau einer grenzüberschreitenden Eisenbahnlinie
Redaktion
,
Seoul - Erstmals seit zwei Jahren haben sich
Vertreter Nord- und Südkoreas am Mittwoch in Seoul zu
Detailverhandlungen über Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit
getroffen. Hauptthema ist ein Bahnprojekt, das die seit dem
Korea-Krieg getrennten Staaten über die Demarkationsgrenze von 1953
hinweg verbinden soll.
Im Gespräch ist eine vom Süden favorisierte Trasse, die im Westen
der Halbinsel eine Anbindung an das chinesische Eisenbahnnetz
ermöglichen würde. Vertreter Nordkoreas hätten jedoch angedeutet,
dass sie eine von Russland gewünschte andere Trasse bevorzugten, die
einen Anschluss an die Transsibirische Eisenbahn ermöglichen würde,
verlautete aus der Delegation des Südens.
Vergangene Woche war Nordkoreas international weitgehend
isolierter Machthaber Kim Jong Il im Zug nach Russland gereist, und
hatte sich dabei mit Präsident Wladimir Putin getroffen. Putin
drängte dabei auf die Umsetzung der von ihm bevorzugten Variante, die
eine durchgängige Bahnfracht-Verbindung von Ostasien nach Europa
ermöglichen und den strukturschwachen Fernen Osten Russlands stärken
soll.
Ein Vertreter des südkoreanischen Ministeriums für
Wiedervereinigung erklärte, der Süden bevorzuge zwar die West-Trasse.
Man sei aber auch für die vom Norden ins Spiel gebrachte Variante
offen. "Der Schlüssel für den Erfolg ist, dass sich beide Seiten
darauf einigen können, die militärischen Vertreter an einem Tisch zu
bringen, um die Eisenbahnverbindung zu Stande zu bringen", hieß es
weiter.
Südkorea hat die West-Trasse bereits bis zur Demarkationslinie
fertig gestellt. Die innerkoreanische Grenze ist vermint und mit
Stacheldrahtbarrieren gesichert, so dass bei den Bauplanungen für die
Bahntrasse durch das Sperrgebiet auch Militärvertreter hinzugezogen
werden müssten. Der Norden ist beim Bau der Strecke auf logistische
und finanzielle Hilfe angewiesen, da das kommunistische Land wegen
Misswirtschaft und mehreren Dürrejahren wirtschaftlich am Boden liegt
und Teile der Bevölkerung Hunger leiden. Der Sprecher der
südkoreanischen Delegation, Cho Myoung Gyon, äußerte sich nicht zu
der Frage, ob bei dem Treffen in Seoul auch über Nahrungsmittelhilfe
für den Norden gesprochen worden sei. (APA/Reuters)
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