Europa
Schweden: Kleine Bürgerliche und Grüne im Aufwärtstrend
Drei Wochen vor Reichstagswahlen: Nur noch vier Prozent zwischen Bürgerlichen und Mitte-Links
Stockholm/Wien - Christdemokraten, Volkspartei und die grüne
Umweltpartei sind die Gewinner der jüngsten Wählerumfrage drei Wochen
vor den schwedischen Parlamentswahlen. Die am Mittwoch von der
schwedischen Tageszeitung "Dagens Nyheter" veröffentlichte Erhebung
ergab dagegen für Ministerpräsident Göran Persson und seine
Sozialdemokraten sowie die größte bürgerliche Partei Schweden, die
Moderate Sammlungspartei, eine eher ungünstige Prognose. Die
Sozialdemokraten rutschen wieder unter die 40-Prozent-Marke, die
Moderaten stagnieren bei rund 20 Prozent. Zwischen bürgerlichen und
linkem Block liegen nur noch Vier Prozent. Die Christdemokraten unter Alf Svensson konnten laut "Dagens
Nyheter" von guten Kritiken für jüngste Auftritte ihres Parteichefs
im Fernsehen profitieren. In der Wählergunst liegen die
Christdemokraten nun bei 11,5 Prozent, das ist ein Anstieg um drei
Prozent gegenüber den Umfragewerten vom Juni. Die liberale
Volkspartei gewinnt ebenfalls an Unterstützung kann momentan mit 7,3
Prozent der Wählerstimmen rechnen. Damit kommt die Volkspartei auf
das höchste Niveau seit den letzten Parlamentswahlen im Jahr 1998.
Als größte Überraschung der Umfrage werden in Schweden die Werte
der grünen Umweltpartei gesehen. Diese konnte sich von 3,9 Prozent
und damit einem Zitterwert in Hinblick auf die Vier-Prozent-Hürde auf
6,6 Prozent steigern. Die neue Sprecherin der Partei, Maria
Wetterstrand, konnte offenbar ebenfalls von Fernsehauftritten
profitieren.
Die schwedischen Sozialdemokraten haben vor allem in den großen
Städten und bei weiblichen Wählern an Unterstützung verloren und
kamen in der Umfrage auf 38,4 Prozent gegenüber 41,2 Mitte August.
Die Erzrivalen von den Moderaten kletterten auf 20,1 Prozent
gegenüber 19,4 Prozent bei der letzten Umfrage. Das bedeutet jedoch
trotzdem, dass die Partei Bo Lundgrens nach wie vor schlechter
dasteht als zuletzt vor den Wahlen 1994. Die Zentrumspartei von Maud
Olofsson liegt bei 4,8 Prozent (zuvor 6,0 Prozent), die Linkspartei
von Gudrun Schyman bei 9,3 Prozent (10,1 Prozent im August). Schymans
erklärtes Ziel, bei den Parlamentswahlen auf 20 Prozent zu kommen
erscheint somit unrealistisch.
Für die wahrscheinlichsten Regierungskonstellationen bedeutet die
jüngste Umfrage, dass die vier bürgerlichen Parteien (Moderate,
Christdemokraten, Volkspartei und Zentrumspartei) zusammen 43,7
Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, die Sozialdemokraten und die
Linkspartei auf 47,7 Prozent. Hält der derzeitige Trend bis zur Wahl
an, bedeutet das, dass der Umweltpartei bei einer Regierungsbildung
möglicherweise eine entscheidende Rolle zukommen könnte. (APA)