"Bankenkonzentration in Österreich muss weiter gehen"
OeNB-Vize-Gouverneurin Tumpel-Gugerell drängt auf Reformen - Kostensituation solle durchleuchtet werden
Redaktion
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Alpbach - Angesichts eines deutlichen Rückgangs im
Geschäftsvolumen der österreichischen Banken drängt die
Vize-Gouverneurin der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Gertrude
Tumpel-Gugerell, auf umfassende Reformen in der heimischen
Finanzlandschaft. Steigende internationale Konkurrenz und der
zunehmende Ertragsdruck müssten "zu einer kritische Durchleuchtung
der aktuellen Kostensituation" der Banken führen, sagte die
Notenbankerin heute, Mittwoch, beim Bankenseminar beim Europäischen
Forum Alpbach.
Die Strukturbereinigung unter den heimischen Banken sei "sicher
noch nicht abgeschlossen", sagte die Vize-Gouverneurin, die
Flurbereinigung werde vor allem auf Ebene der kleineren Institute
voranschreiten müssen. Heute gebe es in Österreich um 20 Prozent
weniger Banken als vor zehn Jahren. In den USA betrug der Rückgang im
selben Zeitraum 36 Prozent, in der Eurozone immerhin noch 25 Prozent.
Die fünf größten Banken in Österreich erreichten rund 45 Prozent
Marktanteil, deutlich weniger als in den USA oder Skandinavien, wo
die Top-Five bis 85 Prozent erreichten.
Ertragsfähigkeit überprüfen
Banken müssten ihre Geschäftsfelder vermehrt auf Ertragsfähigkeit
überprüfen, mahnte Tumpel-Gugerell. Weiters seien Strategien zur
Erschließung neuer Märkte zu entwickeln. Zu den größten strategischen
Herausforderungen der Bank der Zukunft werde es gehören, innovativer
und schneller zu sein als die Mitbewerber, seien diese nun Banken
oder Nicht-Banken.
Die Bank der Zukunft müsse ausreichend Eigenmittel haben.
Insbesondere die dynamische Geschäftsentwicklung in den Mitel- und
Osteuropas müsse durch die adäquate Unterlegung von Eigenkapital
begleitet sein. In dieser Hinsicht werde auch die richtige Umsetzung
von Basel II durch den Finanzsektor zu einer merklichen Abnahme der
konjunkturellen Schwankungen bei der Kreditvergabe leisten. Das sei
ein wertvoller Beitrag zur Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen
Stabilität, sagte Tumpel-Gugerell.
In Zusammenhang mit der Serie von Bilanzfälschungen in den USA
regte die Notenbankerin an, den Gläubigerschutz im Rahmen
modernisierter Rechnungslegungspflichten besser zu verankern. Auch
die Anreizsysteme für Spitzenmanager großer Unternehmen müssten einer
Prüfung unterzogen werden, um "ungewollte Fehlentwicklungen" wie in
den USA künftig zu vermeiden. (APA)
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