Tripolis/Kairo - Nur wenige Tage nach dem mysteriösen Tod von Abu Nidal in Bagdad hat eine libysche Organisation behauptet, der berüchtigte Terrorist sei für den Anschlag auf die Berliner Discothek La Belle verantwortlich. Die arabische Tageszeitung "Asharq al Awsat" berichtete am Mittwoch, die angeblich nicht-staatliche Organisation namens "Beobachter des arabischen Terrorismus" habe dem palästinensischen Terroristen in einem Pamphlet mit dem Titel "Die Geschichte des Terroristen Abu Nidal" insgesamt 32 Attentate, Entführungen und Bombenanschläge zugeschrieben. Weiter heißt es darin, für den Anschlag im April 1986 auf die vorwiegend von Amerikanern besuchte Berliner Discothek, bei dem drei Menschen getötet und mehr als 200 verletzt worden waren, habe Abu Nidal einen seiner Anhänger benutzt, der mit einem Ortskraft-Vertrag in einer "arabischen Botschaft in Ost-Berlin" gearbeitet habe. Das Berliner Landgericht hatte im La Belle-Prozesse im November vergangenen Jahres vier Angeklagte wegen Mordes und Beihilfe zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Das Gericht gab außerdem dem Staat Libyen eine erhebliche Mitschuld an dem Anschlag, der "von Angehörigen des libyschen Geheimdienstes in hochrangigen Positionen im libyschen Volksbüro in Ost-Berlin geplant" worden sei. Der libysche Revolutionsführer Muammar Gaddafi bemüht sich seit einigen Monaten verstärkt, sein Land aus der Isolation zu führen. Deshalb nimmt er zu Terrorismus-Vorwürfen aus den 70er und 80er Jahren Stellung und bietet - wie im Fall des Bombenanschlags auf die PanAm-Maschine über dem schottischen Lockerbie - Entschädigungszahlungen an. Abu Nidal, dessen Leiche vor etwa zwölf Tagen in Bagdad mit mindestens einer Schusswunde im Kopf entdeckt wurde, hatte sich mit seiner militanten Gruppe in den 80er Jahren lange Zeit in Libyen aufgehalten. (APA/dpa)