Madison/Wien - Zucker taugt als Treibstoffquelle. Und: Seine Umwandlung in Wasserstoff ist einfacher als andere Wege zu dieser Energiequelle mit Zukunft. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse von Versuchen mit einer neuen Herstellungsmethode an der Uni Wisconsin.Bisher gewinnt man Wasserstoff, wie er in Brennstoffzellen etwa für Pkw und Busse zum Einsatz kommt, industriell unter anderem aus Erdöl - und schöpft damit aus einer nicht nachhaltigen Quelle. "Unser Umwandlungsverfahren dagegen könnte eine effiziente und kostengünstige Methode für die Wasserstoffproduktion aus erneuerbarer Biomasse darstellen", hofft Chemiker Randy Cortright. "Und es erhöht nicht den Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre." Konkret experimentierten die Forscher mit Glycerin (als Nebenprodukt der Biodieselherstellung), Glukose (der wichtigsten Energiequelle von Pflanzen und Tieren) und Alkoholen. Und gewannen eine beachtenswerte Erkenntnis (Nature 418, S. 964 und 928): "Wir haben herausgefunden", sagt Cortright, "dass die Wasserstoffgewinnung bei relativ niedrigen Temperaturen von etwa 225 Grad Celsius möglich ist." Voraussetzung dafür war eine wässrige Lösung für das Ausgangsmaterial (und ein Druck von 27 bis 54 bar). "Dann begannen wir die Suche nach einem Katalysator, der die Umwandlung ohne unerwünschte Nebenprodukte ermöglichen würde", erzählt Randy Cortright. Und man fand passende Metalle wie Platin. Das neue Verfahren, das der Chemiker nun mit Stroh und Käsemolke durchspielen will, hat mehrere Vorteile gegenüber gängiger Wasserstoffproduktion: Es fällt - neben Wasserstoff und Kohlendioxid - nur wenig giftiges (und unerwünschtes) Kohlenmonoxid (CO) an - eigentlich gleich ein doppelter Vorteil. Denn erstens erspart man sich eine weitere chemische Reaktion, um es loszuwerden, und somit einen zweiten Reaktor. Zweitens werden die Oberflächen der Elektroden in einer Brennstoffzelle umso weniger angegriffen, je weniger CO vorhanden ist. Keine Dampfmaschine Weiteres Plus: die niedrigen Temperaturen. Man braucht die Dampfphase (vulgo Aggregatzustand) für den Prozess nicht. Da die flüssige Phase reicht, kommt man bei dem neuen Verfahren mit 225 statt der üblichen gut 600 Grad Celsius aus. Das spart nicht nur jede Menge Energie, das bringt Wasserstoff der Wirtschaftlichkeit schon sehr nahe, schätzen die Autoren. Mit gängigen Methoden kostet die gleiche Menge Energie aus Wasserstoff zwei- bis dreimal so viel wie bei der Gewinnung aus Erdgas. (Roland Schönbauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.8.2002)