Wien/Berlin - Korruption ist flächendeckend. Und auch Österreich ist Teil der Fläche - aber nur ein kleiner. Mittwoch wurde der neue "Korruptionsindex" der weltweiten Organisation Transparency International (TI) veröffentlicht. Österreich belegt darin, wie im Vorjahr, Platz 15 von 102. Die Reihung geht von "nicht" bis "äußerst" korrupt. An der Spitze der Unbestechlichen liegen Finnland, Dänemark und Neuseeland. Am schlechten Ende rangieren Paraguay, Nigeria und Bangladesch.TI wurde 1993 in Berlin als nicht staatliche Organisation gegründet. Inzwischen gibt es nationale Ableger in vielen Ländern. Österreich hat noch keinen eigenen Antikorruptionschef. Der "Korruptionsindex" wird seit 1995 jährlich herausgegeben und basiert auf Wahrnehmungen von Geschäftsleuten, von öffentlichen Einrichtungen und von professionellen Risikoanalysten. Korruption wird allgemein als Missbrach der Macht zu privatem Nutzen definiert. Auf Österreich wurde TI in den vergangenen Jahren vor allem durch Berichte über Baukartelle aufmerksam. Doch Bauskandale mit verbotenen Abschlagszahlungen oder Millioneninvestitionen, die sich zu Milliardenaufträgen mauserten, sind keine heimische Spezialität. Nach Schätzungen der Weltbank werden im internationalen Geschäftsverkehr jährlich rund 80 bis 100 Milliarden Euro unter der Hand bezahlt. Die USA (Platz 16) rangieren nach TI-Berechnung erstmals hinter Österreich, auch unsere Nachbarn Deutschland (18), Slowenien (27), Italien (31), Ungarn (33), Tschechien und die Slowakei (ex aequo 52) sind korrupter. Die Schweiz (12) liegt knapp vor Österreich. In Armut gefangen Die ärgsten Probleme liegen jedoch gerade in den ärmsten Ländern. "Politische Einheiten und ihre Verbündeten nehmen noch immer bei jeder Gelegenheit Bestechungsgelder an. Indem sie gemeinsame Sache mit korrupten Geschäftsleuten machen, halten sie ganze Nationen in Armut gefangen und behindern eine nachhaltige Entwicklung", kritisiert der TI-Vorsitzende Peter Eigen. (Michael Simoner/DER STANDARD, Printausgabe, 29.08.2002)