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REUTERS/Inacio Teixeira

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Foto:EPA/Giuseppe Farinacci

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Ihr Auftritt ist als Bild in den Köpfen ebenso gut erhalten wie ihre Bauwerke im Bild der Stadt. Was ein Architekt trägt, ist kein Zufall, sondern Teil des ästhetischen Programms. Der gestreng-ornamentlose Adolf Loos ließ seine Besessenheit von der Proportion nicht nur dem Außen und Innen von Gebäuden angedeihen, sondern auch dem Miteinander von Sakko und Hose. Mies van der Rohe, Vater der Skelettbauweise und Vorhangfassadenerfinder, ist Stadtplaner von Nachhaltigkeit und Urvater der modernen Eleganz. Er trug dunkelgraue Anzüge, stets mit Hemd, Krawatte und Zigarre, mit der selben Konsequenz wie seine Highrises in Chicago. Dunkel und elegant ist ein generelles Leitmotiv der Architektur-Größen des vergangenen Jahrhunderts. Ein Ausreißer ist der amerikanische Architekturkritiker von Gottes Gnaden, Philip Johnson, der in den 1930er-Jahren meinte, dass Architekten Schwarz als Lederkluft vorführen müssten. Die Söhne und Enkel dieser Generationen lassen nicht ganz ab vom Schwarz in Schwarz. An vorderster Front etwa der gestrenge Holländer Rem Koolhaas, der seine asketische Erscheinung ausnahmslos mit dunkelgrauen Rollkragenpullis, dunklen Anzügen, ganz selten mit Krawatte, umrahmt. In der selben Liga spielen die Schweizer Superstars und Tate-Modern-Architekten Herzog & de Meuron, die nur von Paparazzi in etwas anderem als edlem, dunklem Tuch erwischt werden. So viel dunkel schreit nach dem Accessoire. Nummer eins unter den ästhetischen Beigaben: die Frisur. Etwa Frank O.-Guggenheim-Bilbao-Gehrys grauer Wuschelkopf, Hans Holleins, des heimischen Lokalmatadors, mit Gummiringerl zusammengebundenes Resthaar. Wenn schon nicht Haare, dann halt Hüte. Der schwarzschwarschwarz gewandete Franzose Jean Nouvel, der in Wien einen der Gasometer elegant befüllen durfte, setzt gerne einen (Kontra?-)Punkt zu seiner schwärzlichen Figur in Gestalt eines schwarzen Huts obenauf (andersfarbig, nämlich rot, darf bei ihm nur der Wein sein). Der Kreator des New Yorker Kulturinstituts, Raimund Abraham, gehört zu den prononciertesten Vertretern der Hut-Fraktion. Seine schlappende Kopfbedeckung hat noch ein Pendant: die zerfledderte Zigarre in der Brusttasche von Hemd oder Sakko. Nicht zu vergessen die Turnschuhabteilung: hier wieder Mehrfachstarter Hans Hollein. Auf weiße Turnschuhe ist Helmut Swiczinsky von Coop Himmelb(l)au abonniert. Nicht schubladisierbar sind etwa der weiße Seidenschal Wilhelm Holzbauers und die bunten Gilets Gustav Peichls. Außen vor läuft Edouard Jeanneret alias Le Corbusier, den man häufig mit aufgekrempelten Hemdsärmeln auf seinen Baustellen antraf. Von ihm blieb übrigens die sogenannte Corbu-Brille, die unvergessen schwarz und rundrandig immer noch gerne von Architekten und Architektur-Kritikern getragen wird. Heute gibt sich die Zunft undogmatisch. Adolf Krischanitz etwa liebt Erstklassiges vor allem bei Sakko und Schuhen, die Hose darf ruhig billiger sein. Als Feind der Vordergründigkeit - sowohl in der Architektur als auch in der Mode - zerlegt er einen Anzug lieber und kombiniert die Einzelteile mit anderen Stücken. Armin Ebner von BEHF Architekten hingegen ist ein ausgesprochener Fan des Anzugs in seiner ganzen und eher klassischen Form. Gerd Erhartt mag weder Status- noch Antistatus-Symbole und meint, ein Architekt könne ohnehin anziehen, was er wolle, weil er "ein Clown der Mächtigen" im Grenzbereich von Kunst und Wirtschaft sei. Cover-Model kabru von "propeller z" sieht's pragmatisch. Wenn die Architektur nicht gut ist, nützt das beste Outfit nichts. (derStandard/rondo/30/08/02)